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Medium Rezension
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Strout, Elizabeth
Elizabeth Strout – Die langen Abende (Olive, again)
Sabine Roth
Elizabeth Strout – Die langen Abende (Olive, again)
I always wanted to write.
Ich wollte immer schreiben.
Elizabet Strout, geb. 1956 in Portland/Maine/USA, studierte Rechtswissenschaften und Gerontologie. Schon nach Abschluss des Studiums begann sie, Kurzgeschichten für verschiedene Zeitschriften zu verfassen. Ihr 1998 erschienener erster Roman, Amy und Isabelle, wurde mit dem Los Angeles Times Book Prize für das bester Erstlingswerk ausgezeichnet. Ihr späteres Werk Olive Kitteridge (Deutsch: Mit Blick auf das Meer) war ein großer literarischer Erfolg, für den sie u.a. den Pulitzer-Preis bekam. 2019 veröffentlichte sie Olive, again (Deutsch: Die langen Abende), das die mittlerweile alte Mathematiklehrerin wieder zum Thema hat.
Olive und die langen Abende
Die lebensbejahende, tatkräftige und mittlerweile alte Olive sieht sich konfrontiert: Mit langen, einsamen Abenden, mit dem Alter und den damit verbundenen Schwierigkeiten sowie gesundheitlichen Problemen. Ihr Ehemann, den sie zeitlebens nicht so gut behandelt hat, ist gestorben. Wie das so ist: Er fehlt ihr nun. Sie lebt allein, das Verhältnis zu ihrem Sohn und dessen Familie ist nicht gut. Und Olive ist nicht einfach, war sie nie. Sie eckte und eckt an, ist nach wie vor sperrig und unduldsam. Und so mancher Hieb, den sie unbedacht und bedenkenlos ausgeteilt hat, fällt nun auf sie zurück.
Aber Olive wäre nicht Olive, wenn sie sich kampflos dem Alter und der Einsamkeit ergeben würde. Sie ist auch eine Kämpferin. Und bereit, über sich und ihr Leben, ihre Beziehungen nachzudenken. Dabei erkennt sie, dass ihre Einsamkeit nicht nur Teil ihrer Persönlichkeit ist, sondern auch mit ihrem Verhalten ihren Mitmenschen gegenüber zusammenhängt. Manche Menschen in der kleinen Stadt Crosby an der Küste von Maine erleben sie auf einmal milder, zugewandter und zugänglicher.
Letztlich muss man Olive mögen, auch in ihrer Ruppigkeit einerseits und andererseits mit ihrer Hilfsbereitschaft und allen ihren Ecken und Kanten. Und Olive ist nicht ganz allein: Die Kleinstadt beherbergt Bekannte, Freunde und Nachbarn mit ihren Geschichten, die es sich lohnt, kennenzulernen.
Olive again - aber sehr gern
Schon mit „Blick aufs Meer" (Olive Kitteridge) lernen die LeserInnen die knorrige, selbstbewusste Olive kennen. Sich mit ihr anzulegen ist nicht ratsam. Das bekommen neben Ehemann und Sohn auch andere Leute zu spüren. Aber Olive und all die anderen sind nicht nur knorrig, verschroben, gescheitert, enttäuscht und einsam, Meister im Verpassen von Lebensmöglichkeiten. Elizabeth Strout zeigt auch die andere Seite dieser Menschen: Güte, Verletzlichkeit, Hilfsbereitschaft, Sehnsucht nach einem anderen, einem besseren Leben. Menschen mit all ihren Schwächen und Lebenslügen, aber auch mit dem Guten, das in ihnen liegt. Es sind die Geschichten einfacher Leute, liebevoll und mit feinem Humor gezeichnet.
Luchterhand - 2019 - Buch
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