Buch-Welt-Musik
Medium Rezension
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Said, Fatma
Fatma Said – El Nour
Vision String Quartet
Fatma Said, Sopran
Malcolm Martineau, Piano
Rafiel Aguirre, Gitarre
Burcu Karadag, Ney (Flöte)
Tim Althoff, Piano
Itamar Doari, Percussion
Henning Sieverts, Double Bass
Tamer Pinarbasi, Kanun
Fatma Said, Ägypterin auf den Bühnen und Konzertpodien der Welt
Fatma Said, Sopran, geb. 1991 in Ägypten, besuchte die Deutsche Schule der Borromäerinnen in Kairo. Sie erhielt ihren ersten Gesangsunterricht mit vierzehn Jahren, ab 2009 studierte sie Gesang an der Hanns-Eisler-Hochschule für Musik in Berlin. Dort legte sie 2013 ihren Bachelor of Music ab. Es folgen Auftritte in Deutschland, dann bekam sie ein Stipendium am Teatro alla Scala in Mailand. Mittlerweile tritt sie bei verschiedenen Opernproduktionen auf internationalen Opernbühnen auf, wie dem Royal Opera House in London, dem Gewandhaus in Leipzig. Sie gibt Konzerte und Liederabende. Zudem ist sie für ihr soziales Engagement sowie ihr Eintreten für Menschenrechte bekannt. Sie setzt sich außerdem für die musikalische Bildung von Kindern und Jugendlichen ein. Für ihr sängerisches Können und ihr soziales Engagement erhielt sie schon viele Preise.
El Nour – Das Licht
Das Cover zeigt das Bild einer modernen orientalischen Prinzessin, geschmückt mit einem fabelhaften Geschmeide um den Hals. Der Titel der CD passt nicht nur zu den auf ihr versammelten Stücken, sondern auch zu diesem Bild.
Ich hörte und sah Fatma Said zum ersten Mal im Herbst 2020 bei einem Konzert auf ARTE-France, das wegen der Pandemie Covid 19 ohne Publikum stattfand. Sie sang Leo Delibes‘ „Les Filles des Cadix“ begleitet vom Orchester und spielte dabei die Kastagnetten selbst. Sie wirkte unglaublich natürlich und sang mit absolut unverstelltem Charme, virtuos, witzig, schelmisch, verführerisch, bezaubernd, so wie das Lied verheißt. In ihrem goldglitzernden Kleid und dem dunklen Haar sah sie hinreißend aus. Und so war auch ihre Darbietung des berühmten Liedes. (Tipp: unbedingt auf Youtube anschauen, einfach eingeben: Fatma Said und Titel)
Ein anspruchsvolles Programm, abseits des Mainstreams
El Nour ist Fatma Saids erste Solo-CD. Auf ihr singt sie französische, spanische und arabische Lieder von Komponisten wie Maurice Ravel, Manuel de Falla, Hector Berlioz, Jose Serrano, Fernando Obradors, Philippe Gaubert, Federico Garcia Lorca, Gamal Abdel Rahim, Georges Bizet, Najib Hankash, Sayed Darwish, Elias Rahbani, Dawood Hosni. Dazu Texte u.a. von Khalil Gibran oder Victor Hugo. Einige Namen sind bei uns sicherlich nicht bekannt, besonders die der Komponisten aus dem arabischen Raum.
Scheherazade und die Märchen aus Tausendundeiner Nacht
Fatma Said hat sich für ihre Solo-CD ein eher unbekanntes Repertoire ausgesucht und mit wenigen Musikern umgesetzt, manchmal nur mit einer Klavierbegleitung, der Flöte (der Ney) oder der Gitarre bzw. mit einem Streichquartett. So entsteht ein eher intimer Rahmen, in dem sie die Lieder präsentiert. Sie setzt bei der Auswahl der Stücke also keineswegs auf erfolgsträchtige Stücke. Das macht andererseits die CD so besonders und ihren Reiz aus. Sie geht eben keine ausgetretenen Pfade.
Die ersten drei Titel zeigen an, wohin die Reise geht: Mit "Shéhérazade" von Maurice Ravel geht es auf die Reise nach Spanien, Al Andalus und weiter in den Orient mit Zwischenstationen in Frankreich.
Stimmlich ist Fatma Said den Herausforderungen der Stücke jederzeit gewachsen. Ihre Interpretation ist lebendig und wandlungsfähig, sie ist die Scheherazade, die ihre Hörer und Hörerinnen mit auf die Reise in ein musikalisches Märchenland nimmt. Gerade die Lieder aus dem arabischen Raum sprechen mich an. Ihre Stimme ist da sehr warm, zärtlich, ja, ein bisschen hypnotisch, einschmeichelnd und sanft. Sie sind meine Favoriten, sie waren der Grund, warum ich die CD kaufte: Aatini Al Naya Wa Ghanni, El Helwa Di, Sahar El Layali, Yamama Beida. Auch die anderen Titel mag ich, manche sogar sehr. Aber diese eben genannten kann ich immer wieder hören.
Außergewöhnliche musikalische Begleitung
Interessant ist auch die Begleitung, die u.a. Elemente des Jazz integriert. Das ist alles andere als Mainstream, auch klassischer Mainstream. Wunderschön zudem die Kombination verschiedener Instrumente, europäischer und orientalischer Herkunft, vor allem der Ney, einer Flöte, die im orientalischen Raum sehr oft zu hören ist. Absolut faszinierend, geheimnisvoll und tief berührend, z.B. im zweiten Stück „La Flûte enchantée“ (Die Zauberflöte) von Maurice Ravel. Fatma Said sagt dazu in einem Interview für das Booklet: „Auf dieser morgenländischen Flöte klingen Ravels orientalische und arabische Skalen besonders authentisch. Die Flöte verkörpert hier eigentlich eine zweite Person: einen heimlichen Liebhaber… Das Timbre und die minutiösen expressiven Nuancen der Ney sind denen der menschlichen Stimme so ähnlich, dass das Zusammenspiel von Flöte und Singstimme tatsächlich wie eine intime Unterhaltung zwischen zwei Menschen wirkt. Burcu Karadag hat auf ihrer Flöte genau die Farbe erzeugt, die ich mir vorgestellt hatte, und am Ende klang alles noch atmosphärischer als erhofft.“
Diese Wirkung der Ney kommt natürlich bei den arabischen Liedern wunderbar zur Entfaltung. Überhaupt zeigt das Booklet, wie überlegt die Sängerin an das Projekt herangegangen ist, wie wichtig ihr die Instrumentation und Zusammenarbeit mit den Musikern war ebenso wie die Musikstücke aus einer fernen Zeit in die unsere hereinzuholen, ohne ihren eigentümlichen Charakter zu vernachlässigen.
Die musikalische Entführung gelingt und kann gerne weitergehen
Ein schöne, persönliche CD mit einer faszinierenden Sängerin, von der hoffentlich noch viel zu hören sein wird.
Warner Classics - 2020 - CD / DVD
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