Buch-Welt-Musik
Medium Rezension
1087
Kaufmann, Jonas
Jonas Kaufmann – Wien
Ádám Fischer
Wiener Philharmoniker
Rachel Willis-Sørensen, Sopran; Michael Rot, Piano
Jonas Kaufmann, deutscher Sänger (Tenor "mit baritonaler Färbung")
Der zur Zeit berühmteste Tenor der Welt.
Jonas Kaufmanns „Wien“
Das erste Gebot für das Hören von Musik lautet: Du sollst nicht vergleichen! Diesen Satz müsste man vielen so genannten Musikliebhabern ins Stammbuch schreiben. Warum schreibe ich das? Na klar, Jonas Kaufmann singt Lieder und Arien, die vor ihm - !Überraschung! – schon viele Künstler gesungen haben. Und natürlich kann man in Foren und Rezensionen allerlei zu diesem Thema finden, auch und gerne, wenn es um Jonas Kaufmann geht. Wer schon alles anders - und vor allem besser - als er gesungen hat, wer alles nicht zu sein ihm schon vorgeworfen wurde, das könnte einen gut beschäftigen. Aber hinfort damit. Man soll sich nicht zu sehr mit Absurditäten beschäftigen!
Vorab: Ich bin mit diesen Liedern groß geworden, manchmal gegen meinen Willen, aber meine Eltern hörten sie gerne. Die Lieder waren nie so ganz meine Musik, die Filme dazu auch nicht, wiewohl ich sie alle gesehen habe – es gab vor Zeiten noch nicht so viele Ausweichprogramme. Zu viel Wien-, Weib-, Wein- und Walzerseligkeit, schmalzig, sentimental, vergangenheitsbetrunken. Ich kenne viele Tenöre, die die Stücke gesungen haben. Allen voran Fritz Wunderlich, von dem ich sie – wenn überhaupt – am liebsten gehört habe und höre. Ja, bis heute ist er in meiner persönlichen Hall of Fame der wichtigste Sänger, dessen Stimme ich seit meiner Kindheit wie keine andere liebe.
Jonas Kaufmnn und Wien - passt scho'
Nun zur neuen CD „Wien“ von Jonas Kaufmann. Musste ich sie haben? Je öfter ich sie höre, umso mehr tendiere ich zu einem „Ja“, schön, dass er das gemacht hat. Ich könnte zwar auf „Wiener Blut“ oder das Stück aus der „Fledermaus“ verzichten (wiewohl ich die „Fledermaus“ sehr mag), irgendwie passen sie nicht so recht im Kontext der CD. Dafür sind mir die anderen Stücke umso lieber. Und seine Stimme? Sie ist nun mal seine eigene, eigen und einzigartig. Man mag sie oder man mag sie nicht. Ich mag sie, auch weil sie so eigen ist, unverwechselbar, wandelbar, keine leere, sterile Schönheit, immer lebendig, nicht perfekt, interpretatorisch spannend und tiefgründig, voll Leidenschaft und Emotion.
Es macht Spaß, die Stücke mit Jonas Kaufmann noch einmal und ganz neu zu entdecken. Er hat wahrscheinlich die meisten Interpreten vor ihm im Kopf, versteht es aber, ganz eigene Akzente zu setzen. Viele Lieder geraten ihm zu Kabinettstückchen, leicht ironisch-liebevoll (Wien, Wien nur du allein), wehmütig (Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben, Du wärst für mich die Frau gewesen), seidenweich (Lippen schweigen, Komm in die Gondel), spitzzüngig, witzig, sehnsüchtig (In einem kleinen Café in Hernals, Ich muss wieder einmal in Grinzing sein, Im Prater blühn wieder die Bäume, Draußen in Sievering), empört und traurig-verletzt (Zwei Märchenaugen). Der Wiener Dialekt gelingt ihm und ich höre ihm gerne zu. Er präsentiert die Stücke mit viel Humor, Witz, Gefühl und Understatement. Ein Highlight für mich? „Ich muss wieder einmal in Grinzing sein“ – das singt er mit solchem Genuss, er ist ganz in diesem Stück, er präsentiert es wie ein kleines Theaterstück, vor allem die zunehmende Weinseligkeit der Figuren, von denen gesungen wird, macht unbändigen Spaß."Der Tod, das muss ein Wiener sein" ist manchem vielleicht nicht böse, nicht bissig genug dargeboten. Aber ich bin's zufrieden. Schön auch „Heut‘ ist der schönste Tag in meinem Leben“. Ich weiß, Josef Schmidt hat das gesungen ebenso wie „Es wird im Leben dir mehr genommen“ – ich kenne seine Geschichte - und ich kenne wirklich alle Stücke von der CD. Wer sich auf sie einlässt, wird nicht enttäuscht werden.
Jonas Kaufmann hat Glück, großes Glück. Denn die Wiener Philharmoniker mit Dirigent Ádám Fischer lassen keine Wünsche offen. Sie sind die ideale Besetzung für die Stücke. Sie haben's einfach drauf, den "Wiener" Ton. Märchenhaft schön.
Große Künstler vertragen sich, nur kleine streiten
In meiner persönlichen Hall of Fame gibt es neben Fritz Wunderlich sehr viel Platz für Jonas Kaufmann. Und ich höre ihnen gerne bei den Liedern aus Wien zu. Ich habe eine Playlist für mich mit beiden Künstlern und diesen Stücken zusammengestellt. Einmal Fritz Wunderlich, einmal Jonas Kaufmann. Sie vertragen sich sehr gut. Ich vergleiche sie ja auch nicht. Ich nehme sie, wie sie sind. Und entdecke immer wieder Neues, eine Nuance, eine Emotion, eine besonders gelungene Phrasierung. Vielleicht sollte ich mal nach Wien fahren, ohne große Erwartungen, einfach so.
Sony Classical - 11.10.2019 - Audio-CD
1041
Bell, Joshua
CD 1: Romance of the Violin CD 2: Voice of the Violin
Dirigent Michael Stern
CD 1: Academy of St. Martin-in-the-Fields CD 2: Orchestra of St. Luke's
Solist: Joshua Bell
Diese beiden CD's vereinigen eine Reihe von bekannten Stücken der klassischen Musik, teils als Instrumentalstücke komponiert, teils wurden Opernarien bearbeitet und arrangiert für Violine und Orchester von Craig Leon. Z.B. von Giacomo Puccini aus Gianni Schicchi die berühmte Arie O mio babbino caro oder von Vincenzo Bellini Casta Diva aus der Oper Norma. Oder von Franz Schubert: Serenade D 957, No. 4 (Leise flehen meine Lieder). Diese Stücke sind auf der CD Romance of the Violin zu finden.
Auch auf der zweiten CD sind Stücke von Tschaikowsky, Schubert, Dvorak, Massenet u.a. zu hören, ebenfalls für die menschliche Stimme komponiert als Lieder oder als Opernarien, z.B. aus Werther von Jules Massenet u.a. Joshua Bell hat die Stücke mit Hilfe seines Freundes J.A.C. Redford, einem Komponisten, für die Violine bearbeitet und neu arrangiert. Anna Netrebko singt das Lied Morgen von Richard Strauß im Dialog mit dem Geiger. Ehrlich gesagt, so ganz verstehe ich nicht, warum man da die menschliche Stimme mit hinein genommen hat. Im Prinzip wäre das in Ordnung, aber irgendwie stört das den Gesamteindruck, zumal man den Text des Liedes überhaupt nicht versteht. Anna Netrebko hat offensichtlich Schwierigkeiten mit der Aussprache. Aber bei Liedern ist der Text sehr wichtig. Nur schöne Stimmen reichen da nicht. Und die Version von Schuberts Ave Maria ist mir zu kitschig. Ich habe sowie Probleme mit diesem Musikstück, weil es schon in meiner Jugend so unerträglich süßlich dargeboten wurde. Grrrr. Da schüttelt es mich.
Die anderen Stücke entschädigen dafür. Und es ist ja auch ein wenig Geschmackssache.
Puristen werden sich an der Zusammenstellung stören, zu romantisch, zu soft, zu sehr Mainstream – bei Klassik ein bisschen seltsam, die ist ja eher weniger Mainstream.
Ich bin in der Regel auch gegen nette Auswahl und Musik zum Genießen. Ich genieße Musik nicht, will das auch nicht. Ich konsumiere Musik nicht, auch nicht als eine Art delikate Speise. Dazu ist sie mir zu wichtig. Sie muss mir unter die Haut gehen und existentiell wichtig sein. Aber ich finde, man soll es nicht übertreiben. Klassische Musik ist oft sehr tragisch. Und das kann man nicht immer so an sich heranlassen. Da ist es doch schön, Musik hören zu können, die gut tut, die in die Tiefe geht, ohne aber gleich mit dem Tod zu enden. Musik, die mich mitnimmt in ihre Welt, die mich ein wenig tanzen lässt, ganz leicht, ganz behutsam. Und die mir sagt, die Welt ist auch schön, nicht nur hart und schwer. Und du hast ein Recht darauf, auch einmal einfach nur glücklich zu sein.
Insofern: Ich mag die CD's, die Zusammenstellung. Und höre mir gerne die Arien in der Violinstimme an. Das ist einmal etwas ganz anderes. Und wenn Joshua Bell spielt – was will ich mehr?
Sony Classical 2006 - 2003 / 2006 - Audio-CD
1040
Bell, Joshua
Der Duft von Lavendel
Royal Philharmonic Orchestra
Nigel Hess/Joshua Bell
Joshua Bells Violinenstimme liebe ich. Sie ist so warm, so klar und fein. Ich höre dieser Stimme so gerne zu.
Die Musik zum Film Ladies in Lavender mit Maggie Smith und Judy Dench, zwei großartigen britischen Schauspielerinnen, sowie Daniel Brühl als jungem rätselhaften Flüchtling, gefiel mir ausnehmend gut. Ich war überrascht, als sich am Ende des Films herausstellte, wer die Violine spielte. Ich mag auch den Film, er ist romantisch, ein wenig melancholisch, was bei dem Thema ja nur so sein kann. Welches Stück ich besonders liebe? Natürlich den Titelsong Ladies in Lavender. Das ist so innig gespielt, die Melodie so schön traurig. Aber auch das Stück von Claude Debussy The Girl with Flaxen Hair berührt mich sehr.
Manchmal findet man einen Titel auf einem Film besonders gut, aber es lohnt sich nicht, die ganze CD zu kaufen. Das ist hier nicht der Fall, denn auch die anderen Stücke sind ausnehmend berührend, romantisch, ein wenig dramatisch, entführen in eine andere Welt. Die Musik zu vielen Stücken hat Nigel Hess komponiert, einige sind von Debussy, Massenet, Pablo de Sarasate und Nicolo Paganini. Mir gefallen aber besonders die Stücke von Nigel Hess. Sie sind so leise, fast meditativ, intim, auch und gerade wenn Piano und Violine zusammenkommen.
Sony Masterworks - 2005 - Audio-CD
1039
Bell, Joshua
Leonard Bernstein - West Side Story Suite u.a. Stücke
Dirigent: David Zinman
Philharmonia Orchestra
Joshua Bell und Leonard Bernstein – ein gutes Team
Joshua Bell begegnete mir zum ersten Mal auf dieser CD. Ich liebe Bernsteins West Side Story und war von Anfang begeistert über diese mitreißende Version für Violine arrangiert von William David Brohn. Sie enthält zwei Kadenzen, eine von Brohn und die andere von Joshua Bell. Er zeigt damit, dass er nicht nur ein großer Interpret ist, sondern auch eigenes kompositorisches Talent hat.
Was mich an seinem Spiel so fasziniert ist die unprätentiöse Art, er ist einfach da, so normal, so ohne Mätzchen, einfach da. Wie viele können das nicht, brauchen den großen Auftritt. Er nicht. Er ist einfach da und zieht mich in seine Welt, in seine Musik, die auch die meine wird, ist. Er spricht mit seinem Instrument und dem Hörer/der Hörerin. Sein Spiel ist voller Freude, voller Intensität, Ernsthaftigkeit und dann wieder zärtlich, einschmeichelnd und stark, dramatisch. Voller Leben.
Melancholisch in Lonely Town aus On the town, sehr gut die Einsamkeit transparent machend, sehnsüchtig, bittend, leidenschaftlich und berückend ebenso wie in Make our garden grow aus Candide, alle Skalen der Gefühle von heiter bis tragisch und dramatisch in Serenade nach Platos „Symposium“.
Den Schluss bildet New York, New York wieder aus On the town. Witzig, spritzig, tänzerisch, ausgelassen, melancholisch, schwungvoll. Das swingt und groovt, da kann ich gar nicht still sitzen.
Biographisches
geb. 1967 in Bloomington, Indiana, USA
Eine schöne CD, die auch nach – man glaubt es kaum bei diesem jugendlich wirkenden Künstler – 18 Jahren immer noch mitreißt, quasi alterslos geblieben ist.
Sony Classical - 2001 - Audio-CD
1054
Brodi, Barbara
Barbara Best of - 20 Chansons
Interpretin: Barbara
Barbara Brodi, gebürtig Monique Andrée Serf , geboren 1930 in Paris, gestorben 1997 in Neuilly-sur-Seine, war eine französische Chansonsängerin und -komponistin, die die Texte und die Musik zu ihren Chansons selbst schrieb. Sie interpretierte u.a. auch Chansons von Jacques Brel.
In Frankreich ist Barbara eine Ikone. Ich hörte sie irgendwann Ende der 60er Jahre mit ihrem Lied „Göttingen“ (von 1964), das während eines Gastspiels in der Stadt zustande kam. Sie war dort auf Einladung von Studenten der Universität. Das Lied machte sie in Deutschland bekannt, war aber auch in Frankreich sehr beliebt. Es wurde ihr berühmtestes Chanson und leistete einen bedeutenden Beitrag zur Völkerverständigung zwischen Frankreich und Deutschland. Noch im Jahr 2003 zitierte der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder aus dem Text des Liedes in seiner Rede zum 40. Jahrestags des Élysée-Vertrages bei der gemeinsamen Sitzung des Deutschen Bundestags und der französischen Nationalversammlung.
Alle ihre Lieder sind von ihren Erfahrungen geprägt, von Erfolgen und Niederlagen, von der schwierigen Kindheit während des 3. Reiches, als sich die Familie vor dem Vichy-Regime und den Nazis verstecken musste, von der komplizierten Beziehung zu ihren Eltern, insbesondere zum Vater und ihren lebenslangen Versuchen, ein eigenes Leben aufzubauen, sich künstlerisch nicht anzupassen. Der große Erfolg kam 1965 mit der Platte „Barbara chante Barbara“.
1967 veröffentlichte sie eine Platte mit deutschen Versionen ihrer Chansons. Das war aufgrund ihrer Kindheitserfahrungen durchaus nicht selbstverständlich.
2017 erschien im Verlag Wallstein ihre Autobiographie „Es war einmal ein schwarzes Klavier … Unvollendete Memoiren“. Georg Stefan Troller schrieb folgende Zeilen für ihre einzige in deutscher Sprache produzierte Schallplatte: „AH, WER DAS KÖNNTE! Hereinstaksen auf die Bühne – steif, hager, hakennasig, im langen, schwarzen Schleppkleid, sich wie erschöpft am Piano niederlassen, das Publikum ignorieren, pausieren, lange, lange nichts tun, den Blick nach innen gerichtet, auf den Lippen dieses kleine Lächeln … und dann die Hand über die Tasten gleiten lassen, so, als wolle man nur sich selber zuhören … und dann irgendein kleines Lalala summen, das wie von selbst zu einer Melodie wird, zu einem Vers, einem Chanson.“ (aus den unvollendeten Memoiren zitiert, S. 7) 2017 interpretierte Gerard Depardieu, ein Gefährte Barbaras, ihre Lieder im Pariser „Théâtre Bouffes du Nord“ und wurde dafür euphorisch bejubelt.
Ebenfalls in 2017 erschien bei Erato/Warner ein Album „Barbara“ - eine sehr persönliche Hommage des französischen Pianisten Alexandre Tharaud. Auf ihm interpretieren so berühmte Persönlichkeiten wie Juliette Binoche, Vanessa Paradis, Jane Birkin, Helmut Berger u.a. ihre Lieder.
Ihre Chanson sind durchweg melancholisch, anspruchsvolle Texte und Musik, nachdenklich, leise, eigenwillig. Sie sind nicht obenhin zu hören, man muss sich auf sie einlassen. Aber es lohnt sich, diese Künstlerin kennenzulernen. Ich mochte auf Anhieb ihr Chanson „Une Petite Cantate“, das sehr leise beginnt, sehr melodiös ist, tänzerisch schwungvoll und dann wieder ganz leise. „La Dame Brune“ singt sie zusammen mit Georges Moustaki, sanft, zärtlich, wie mit einem Lächeln. Und auch die anderen Lieder schleichen sich sanft, aber nachdrücklich ins Ohr. Man kann die Sängerin nicht mehr so leicht vergessen.
Mercury Music Group - 2016 - Audio-CD
1010
Diverse Komponisten
Wie schön leuchtet der Morgenstern
Ensemble: Lautten Compagney
Solisten: Mields, Dorothee, Agnew, Paul
Meine liebste Weihnachts-Musik
Ich liebe diese CD. Sie bringt zu Gehör, wie schön viele Weihnachtslieder - bekannt oder unbekannt - klingen, wenn sie auf so genannten alten, historischen Instrumenten gespielt werden. Sie sind teilweise viel rhythmischer, schneller und nicht so brav und "gemütlich" (d.h. auch manchmal etwas langweilig, behäbig, konventionell oder gar süßlich).
Manchmal war ich überrascht, wie anders bekannte Stücke klingen und um wie viel tiefsinniger (Maria durch ein Dornwald ging, Nun komm der Heiden Heiland) oder fröhlicher (Singt ihr lieben Christen, Fröhlich soll mein Herze springen), dann wieder inniger und einfach wunderschön (Puer natus in Bethlehem). Alte Stücke aus der Lutherzeit mit ihrer Nähe zu mystischen Texten, die ganz neu klingen. Ungewöhnlich, aber sehr innig, zärtlich (wie das Wiegenlied für das Jesuskind - und ein unendlich schöner, ergreifender Schluss), mystisch (Wie schön leuchtet der Morgenstern), freudig und tänzerisch wie in (Quem pastores), überraschend anders (Kommet ihr Hirten).
Die wunderbar reine, klare und warme Stimme von Dorothee Mields, ihr sensibler, stimmlich passender, Begleiter und Mitstreiter Paul Agnew und eine sehr gut aufgelegte Lautten Compagney machen die CD zu einer wahren Freude. Sie vermitteln mehr über Weihnachten in seiner Tiefe als so manche Predigt oder aufgesetzte Weihnachtsromantik. Und man kann die CD auch zu anderen Jahreszeiten hören, nicht nur zu Weihnachten.
Deutsche Harmonia Mundi - 2013 - Audio-CD
1055
Dorothee Mields, Hille Perl
Händel
La Folia Barockorchester:
Robin Peter Müller, Pia Grutschus, Violine
Philipp Comploi, Violoncello
Sophia Scheifler, Kontrabass
Andreas Küppers, Cembalo
Ausführende: Dorothee Mields, Gesang
Hille Perl, Viola da Gamba
Peter Westermann, Oboe
Barbara Heindlmeier, Christian Heim, Blockflöte
Lee Santana, Spanische Gitarre, Laute
Hille Perl schreibt im Booklet zu der CD: „Meine Dankbarkeit gilt dem gesamten Ensemble für ihren Mut, sich hemmungslos, bedingungslos und kreativ in dieses Projekt zu werfen ...“
Diese Motivation ist auf jeden Fall zu hören. Dorothee Mields klarer, warmer Sopran passt sehr gut mit den Solisten und dem La Folia Barockorchester zusammen.
Im ersten Teil, Tra le Fiamme, geht es um die Kunst des Fliegens. Dorothee Mields interpretiert das Stück. Inhalt: Nicht jedem ist es gegeben zu fliegen, schon gar, wenn man nicht wie Dädalus Vorsorge trifft. Nur der Vogel, der dafür geschaffen wurde, sollte dies tun. Entweder man weiß, wann man mit dem Feuer spielen kann und darf und wie weit man damit gehen kann, oder man verbrennt bzw. stürzt gnadenlos ab.
Es folgen im Wechsel Instrumental- und Gesangsstücke, wie Dorothee Mields mit der Arie „Nascermi sento al core“, ein sehr virtuoses Stück, gefolgt von der Sonate in G-Moll. In der „Cantata spagnuola“ ist wieder Dorothee Mields zu hören mit Lee Santana zusammen. „La bianca rosa“ klingt romantisch, sehnsüchtig, zärtlich.
Was zum krönenden Abschluss in der Chaconne in G-Dur geschieht ist ein hin- und mitreißendes Zusammenspiel der Solisten mit den Mitgliedern des La Folia Barockorchesters. Das ist ein unglaubliches Vergnügen. Fliegen auf hohem Niveau, alles gewagt und alles gewonnen, um im Bild zu bleiben. Wer es kann, der darf, der soll, der muss fliegen, hier in einem 15 Minuten währenden Wahnsinnsflug, von besinnlich und Traum verloren zu Beginn, sich heiter steigernd in einem Auf und Ab, langsam, schnell und wieder langsam, gleichsam Luft holend, Anlauf nehmend, sich gegenseitig anfeuernd, furios gesteigert, um dann ganz harmlos, unschuldig, als wäre nichts gewesen, sanft und lieblich, nahezu besinnlich weich zu landen. Wer es kann, der kann es eben.
Wer sagt, alte Musik sei langweilig, hat nicht die leiseste Ahnung. Von Musik, vom Menschen und von Musikern/Musikerinnen.
DHM - 2017 - Audio-CD
1105
Fritz Wunderlich, Hermann Prey
Hermann Prey/Fritz Wunderlich/Will Quadflieg – Eine Weihnachtsmusik
Fritz Wunderlich Hermann Prey Will Quadflieg
remasterte Aufnahme
Fritz Wunderlich und Hermann Prey - Sängerkollegen und Freunde
Fritz Wunderlich, Tenor (1930-1966) und Hermann Prey, Bariton (1929-1998), Will Quadflieg, Schauspieler (1914-2003)
Eine Weihnachtsmusik
Diese Platte ist eine der letzten Aufnahmen mit Fritz Wunderlich. Sie entstand im Juni 1966, genauer am 10. und 11. Juni. Die Uraufführung sozusagen fand am 23.12.1965 im Heiligabendgottesdienst in der Auferstehungskirche in München statt. Es war ein Überraschungskonzert. Niemand hatte eine Ahnung, wer an diesem Gottesdienst teilnehmen würde. Wäre das Konzert vorher bekannt geworden, hätten Wunderlich- und Prey-Fans den Rahmen der Kirche total gesprengt.
Fritz Wunderlich und Hermann Prey waren Freunde: Tenor und Bariton zogen als Dioskuren ihre Bahn am Opernhimmel zur Freude der Opernfreunde. Auf der Platte ist zu hören, wie gut die beiden sich verstanden und ergänzten, die sich als Seelenverwandte fühlten.
Das Programm umfasste Lieder wie: Maria durch ein Dornwald ging, Es kommt ein Schiff, geladen, Was soll das bedeuten?, O Freude über Freude, Vom Himmel hoch, O Englein, kommt, Ich steh an deiner Krippen hier, Still, still, still und andere mehr. Gesang und Instrumentalstücke wechseln sich ab. Dazwischen rezitiert Will Quadflieg aus dem Evangelium. Die musikalische Begleitung übernahmen Solisten wie Fritz Neumeyer, Hans Georg Renner u.a.
Für Freunde der Stille
Über Jahre stand diese Platte auf dem Weihnachtsprogramm in vielen Familien in Deutschland. In den letzten Jahren ist sie ein wenig in Vergessenheit geraten, in die Jahre gekommen. Aber schön ist sie immer noch. Sie tut gut. Die beiden Solisten – außerordentliche Liedsänger – trumpfen gar nicht opernhaft auf. Sie singen einfach, innig, ohne Sentimentalität, aber tief empfunden. Ihre Stimmen ergänzen sich wunderbar und manchmal kann man nicht sofort sagen, wer denn singt. So nahe sind sie sich, die Stimmen und die Menschen. In einer immer wieder friedlosen und von Stürmen geprägten Zeit schenken sie ein wenig Ruhe und Trost.
Deutsche Grammphon/Polydor - 1966/2007 - CD / DVD
1106
Fröst, Martin
Martin Fröst – Vivaldi
Concerto Köln
Martin Fröst
Martin Fröst - Vivaldi
Klarinettenvirtuose, bei dem die Musik tanzt
Martin Fröst, geb. 14. November 1970, ist ein schwedischer Klarinettist, der schon verschiedene CD herausgebracht hat, z.B. mit Werken von Mozart, Hindemith, Copeland, Brahms u.a. Er gilt als „junger Wilder“, als Grenzgänger, unkonventionell und außergewöhnlich, der mit und zu seiner Musik gerne auch tänzerische Einlagen herausfordert.

Concerto Köln, gegründet 1985, ist ein auf historische Aufführungspraxis der Musik des 18. und frühen 19. Jahrhunderts spezialisiertes Orchester.
Vivaldis Musik aufregend neu mit Martin Fröst und dem Concerto Köln
Ich könnte jetzt eine lange Beschreibung des Inhaltes liefern mit jeder Menge Hinweise auf Spieltechnik des Künstlers und welche Stücke von Vivaldi er für sein Instrument, die Klarinette, eingerichtet hat. Die gab es zu Zeiten des Komponisten nämlich noch gar nicht. Ich kann auch anmerken, dass Fröst sich eine Klarinette aus Buchsbaumholz anfertigen ließ. Er selbst sagt dazu in einem Interview: „Sie ist sozusagen eine moderne Schalmei. Ich wollte meine klangliche Vorstellung davon realisieren, wie Vivaldi für die Klarinette komponiert hätte, die es zu seiner Zeit ja noch nicht gab. Buffet Crampon, der berühmte Instrumentenbauer aus Paris, hat dieses schöne Instrument für mich hergestellt, eine Rekonstruktion eines historischen Vorläufers.“
Aber weitere Anmerkungen oder Erläuterungen spare ich mir. Nur Folgendes: Fühlen Sie sich schlecht? Traurig? Einsam? Lustlos? Träge? Aufstehen fällt schwer?
Ihnen geht es aber im Gegenteil gut und Sie hätten Lust auf etwas Bewegung – ein paar Tanzschritte vielleicht? Oder noch mehr: Sie möchten mal wieder fliegen? Einfach glücklich sein, sich am Leben freuen und tief durchatmen können - alles vergessen, auch sich selbst? Und trotzdem oder gerade deshalb ganz bei sich sein?
Eine unwiderstehliche Einladung
Lebensfreude und Lebenslust: Dieser Einladung von Martin Fröst und Concerto Köln können Sie getrost folgen. Die Musiker, Solist und Orchester, sind ein gutes Team, wundervoll aufeinander eingespielt. Ein Feuerwerk – musikalisch und virtuos - erwartet Sie. Heitere Stücke, voller Anmut und Feuer und besinnliche wechseln sich ab. Wenn Sie gerade denken, wie sprühend und rasant sie spielen, dann erwartet Sie im nächsten Augenblick eine zarte, nachdenkliche und tiefe Musik.
Übrigens: Concerto Köln und Martin Fröst arbeiten mit der so genannten Mannheimer Walze.
Frage: Ist das eine Art Planierraupe aus Mannheim, ein Mensch, der ähnlich einer solchen Planierraupe alles niederwalzt, was ihm querläuft? Oder ein Begriff aus der Musik?
Punkt 3 ist richtig. Wikipedia belehrt uns: "Mannheimer Walze ist ein musikalischer Effekt, der im 18. Jahrhundert von der Mannheimer Schule entwickelt und benutzt wurde. Er besteht aus einer ausgedehnten Crescendo-Passage mit einer diatonisch oder in Dreiklangstufen aufwärtssteigenden Sequenzierung über eine ostinate Basslinie. Die Walze eignet sich zur Eröffnung eines Werkes. Dazu gehört ein kurzes Thema, das aufsteigend wiederholt wird. Das erste Thema wird piano gespielt, anschließend mündet dies in einen explosionsartigen Forteausbruch. Die Walze gehört zu den sogenannten Mannheimer Manieren, ein Begriff, der ebenso wie die Namen der meisten einzelnen Effekte im 19. Jahrhundert von Hugo Riemann geprägt wurde."
Concerto Köln und Martin Fröst beherrschen sie sehr gut, wie man unschwer "erhören" kann.
Freudenfest und Balsam für die Seele
Diese CD ist ein Freudenfest und Balsam für die Seele, die traurige, die gequälte, die einsame, die verlorene, die heitere, die spielende, die tanzende – zum Durchatmen eben und einfach Freuen und Glücklichsein.
Sony Classical - 2020 - CD / DVD
1043
Gabetta, Sol
Cantabile
Dirigent: Charles Olivieri-Munroe
Prager Philarmoniker
Solistin: Sol Gabetta, Cello
Eine Ohrenweide – Cantabile eben
Die CD enthält Opernarien und Lieder, die Sol Gabetta sich für das Cello hat bearbeiten lassen mit Kompositionen von Gounod (Romeo et Juliette), Offenbach (La Périchole), Bizet (Carmen) u.a.
Die Musik ist schwungvoll, tänzerisch, nicht so schwierig – also leichter zu hören als anderes aus dem Bereich der Klassik. Es sind Stücke, die zum Träumen einladen, zum Ein- und Mitschwingen in die und mit der Musik, eingängig, aber nicht zu leicht. Natürlich liegt das auch an Sol Gabettas Spiel. Ihre Cello-Stimme ist immer klar, rein, nachdenklich, warm, zärtlich, innig, leidenschaftlich, dramatisch – sie ist sowie so meine Favoritin am Cello, seit ich sie zum ersten Mal gehört habe. Ich kenne sie auch als Moderatorin meiner Lieblingssendung im Fernsehen, KlickKlack. Sie macht das charmant und kenntnisreich.
Ich freue mich immer, ihr zuzuhören. Und es ist schön, das Cello die Arien oder Lieder singen zu hören, die man sonst immer mit menschlichen Stimmen in Verbindung bringt. Sol Gabetta nutzt die Möglichkeiten, die ihr das Cello hier bietet – nuanciert, charmant, verführerisch, fröhlich, traurig, ernst, witzig, spöttisch, verspielt, temperamentvoll. Ihre Interpretationen sind von großer Intensität und künstlerischem Ernst geprägt. Sie ist einfach eine große Künstlerin.
Sony Classical - 2009 - Audio-CD
1044
Gabetta, Sol
Sol Gabetta spielt Tchaikovsky, Saint-Saëns, Ginastera
Dirigent: Ari Rasilainen
Münchner Rundfunkorchester
Solistin: Sol Gabetta
in Kooperation mit Bayerischer Rundfunk
Die Rokoko-Variationen von Peter Ilitsch Tchaikovsky kannte ich nicht. War das eine schöne Überraschung. So leicht, so tänzerisch, verspielt, verträumt und springlebendig. So schöne Melodien. Die Stücke sind mein Highlight auf der CD – sie gehen unmittelbar ins Herz und die Sinne. Das gilt auch für das Andante Cantabile oder das Nocturne. Pezza Capriccioso kommt sehr temperamentvoll daher, dramatisch, leidenschaftlich-schmerzlich, sehnsuchtsvoll.
Das Concerto Nr. 1 von Camille Saint-Saëns wiederum leidenschaftlich bewegt, stürmisch, artistisch, dann wieder innig und zärtlich. Ein Gegenstück zum ersten Teil mit Tchaikovsky, eine Herausforderung für die Hörer. Das muss man öfter hören und sich ein wenig daran gewöhnen, dann aber ist es spannend und aufregend anders. Der zweite Satz, Allegretto con moto, wirkt so graziös, ein wenig spielerisch, tänzerisch, dann sehr innig, leichter als der erste Satz, und erinnert ein bisschen an Rokoko-Schäfereien. Und dann, im dritten Satz, wechseln sich die Stimmungen ab: Einmal schnell und dramatisch, dann wieder nachdenklich, ernst, leidenschaftlich. Solistin und Orchester feuern sich gegenseitig an, schaukeln sich gegenseitig geradezu hoch. Das ist fast atemlos und grandios gespielt.
Das letzte Stück, Pampeana Nr. 2 von Alberto Ginastera (1916-1983) ist dann eine wirkliche Herausforderung. Dieser Komponist ist modern, das braucht Zeit. Ginestera beschrieb, welch tiefe Eindrücke längere Aufenthalte in der argentinischen Pampa bei ihm hinterließen, die Sinne aufgewühlt von den wechselnden Reizen und Eindrücken, freudig, melancholisch, euphorisch, dann wieder angefüllt mit unendlicher Ruhe, „... hervorgerufen durch die grenzenlose Weite und durch die Verwandlung, die die Landschaft im Verlauf einen Tages erfährt.“ Im Booklet heißt es weiter, Ginastera übersetzt „...die flirrenden Sonnenstrahlen und Reitkünste der Cowboys in eine spätimpressionistische Klangfarbenenergie, bei der das Cello mit poetisch geheimnisvollen Kantilenen verzaubert und glühende Leidenschaft beweist.“ Wer könnte das besser verstehen, als die Argentinierin Sol Gabetta.
Und Sol Gabetta spielt hinreißend, ihr zuzuhören, tut einfach gut. Sie und das Orchester spielen miteinander, jagen sich, fordern sich heraus und antworten einander. In den Solopassagen kann sie ihr großes interpretatorisches Können zeigen – ohne Auftrumpfen, ganz von innen heraus, beseelt und warm, dass mir die Tränen kommen.
Sony Music - 2006 - Audio-CD
1096
Garrett, David
David Garrett - Geiger - Cross-Over-Spezialist
David Garrett - Virtuoser Künstler und "Geigenrebell"
David Garrett ist ein deutscher Musiker – Geiger. Sein Vater ist Deutscher, seine Mutter Amerikanerin. Daher der englische Name. Geboren 4.9.1980, Multitalent, früh entdeckt, erste Auftritte schon im Kindesalter, dann später Zusammenarbeit mit Claudio Abbado und Veröffentlichung von Alben mit Musik im klassischen Bereich. Studium in New York an der Juilliard School u.a. bei Itzhak Perlman. Ida Haendel und Issac Stern zählen zu seinen Lehrern, Yehudi Menuhin lobte sein Spiel. Nachdem er sein Studium in New York beendet hatte, kehrte er nach Deutschland zurück, konnte aber mit seiner Idee für ein Cross-Over-Projekt keinen Vertrieb finden, bis er 2006 mit dem Berliner Konzertveranstalter DEAG seinen Durchbruch schaffte. Die DEAG setzt vor allem auf den Event-Charakter klassischer Konzerte und übernahm sein Cross-Over-Projekt. Dazu wurde er als „Geigenrebell“ aufgebaut und sein Image daraufhin maßgeschneidert. Seitdem tourt er mit seinen Programmen durch die Welt. Sie setzten sich aus Elementen – Songs aus dem Rockmusikbereich zusammen sowie klassischen Stücken, die er entweder bearbeitet oder teilweise auch original spielt.
Virtuos - ob als Geiger oder als Krümelmonster
Garretts Alben wie Virtuoso (2007), Encore (2008), Rock Symphonies (2010), Music (2012), 2015 Explosive (2015), Rock Revolution (2017) sowie Unlimited (2018) beinhalten vor allem von ihm und Frank van der Heijden und John Haywood arrangierte Stücke bekannter bzw. berühmter Komponisten, u.a. Queen, Beatles, Michael Jackson, Hans Zimmer, Domenico Modugno, Mikis Theodorakis, Charlie Chaplin. Er komponiert auch selbst z.B. Midnight Waltz, Chelsea Girl u.a.
David Garrett kombiniert seine Auftritte oft mit Stücken aus dem Klassikbereich, die er teils in der Originalfassung spielt, teils neu und in rockigem Gewand darbietet. Er begründet diese Vorgehensweise damit, dass er beide Musikrichtungen liebt und sie nicht voneinander trennen will. Das kommt nicht immer gut an bei Klassikliebhabern und Puristen, die ihn dafür kritisieren. Von dieser Kritik lässt er sich aber nicht abschrecken.
Klassik gefällig?
Neben den Cross-Over Projekten hat er auch eine Reihe von Alben mit klassischer Musik veröffentlicht wie z.B. Legacy (2011), mit dem Violinkonzert von Ludwig van Beethoven und Stücken von Fritz Kreisler. Begleitet wird er hier vom Royal Philharmonic Orchestra unter Ion Marin; Timeless (2014), eine CD mit den Violinkonzerten von Max Bruch und Johannes Brahms mit dem Israel Philharmonic Orchestra unter Zubin Mehta. Hinzu kommen CD‘s mit Werken von Nicolo Paganini (schon 1997, dann 2013 u.a.m.) Mit Paganini, dem Teufelsgeiger, wird Garrett oft in Verbindung gebracht, schon wegen seines Filmes „Der Teufelsgeiger“, bei dem er die Hauptrolle übernahm und auch als Produzent fungierte. Der Film wurde allerdings von der Kritik ziemlich verrissen.
Schon in den Jahren ab 1994 erschienen einige Schallplatten mit ihm als Solisten: 1994 Violin Sonata, 1995 zwei Violinkonzerte von Mozart und eine Sonate, 1997 Paganini Caprices, 2001 Violinkonzert von Tschaikovsky 2002 Pure Classics.
Zu den CD’s sind auch DVD’s erschienen, die aus seinen Konzerten zu den Alben entstanden sind.
"14" - ein besonderes Album
2013 erschien das Album „14“ mit Aufnahmen aus dem Jahr 1995, die lt. Booklet nie veröffentlicht wurden. „14“ deshalb, weil David Garrett es im Alter von 14 Jahren aufgenommen hat, ein überaus ambitioniertes Projekt, das dem jungen Künstler viel abverlangte. Es sind darauf u.a Werke von Papanini, Dvorak, Schubert, Fritz Kreisler und Max Bruch zu finden. Sein Partner am Klavier ist Alexander Markovich.
Ich finde es sehr schön, dass die Deutsche Grammophon dieses kleine, aber feine Album veröffentlicht hat. Hier zeigt sich schon die große Begabung des 14jährigen, seine Sensibilität, seine Ernsthaftigkeit, sein enormes Können, das einhergeht mit harter Arbeit. Er hat schon hier einen außerordentlich schönen Geigenton, er singt mit der Geige. Und im Zusammenspiel mit dem Pianisten Alexander Markovich entwickelt sich ein leiser, aber intensiver musikalischer Dialog. Sehr fein: "Kol Nidrei" von Max Bruch, "Liebesleid" von Fritz Kreisler oder auch "None but the lonely heart" von P.I. Tchaikovsky.
Eine schöne CD und David Garrett sagt dazu: "Vierzehn ist ein besonderes Alter. So viel ändert sich - psychisch, sozial, emotional.... Ich war eine Kuriosität unter meinen Gleichaltrigen und fühlte mich unbehaglich in der Welt der klassischen Musik. Aber wenn du jung bist, ist so vieles eine Sache des Instinktes und ich hatte immer das Gefühl, dass ich mit meiner Violine etwas zu sagen habe. .... Dieses Album war als virtuoses Recital geplant, das meine Technik und Musikalität präsentieren sollte. Es ist dann leider nie zu einer Veröffentlichung gekommen. ...Und natürlich ist es merkwürdig für mich, diese Aufnahmen nach all den Jahren wieder zu hören. Aber ich kann auch heute noch absolut zu dem Resultat stehen, auch wenn jetzt (2013) fast 20 Jahre vergangen sind. ...Rückblickend betrachtet kann ich heute nur staunen, dass ich diese Dinge damals schon beherrscht habe. Das hätte ich nicht zu träumen gewagt. ...Die erneute Begegnung mit diesem Album hat mich selbst überrascht, berührt und immer wieder an die bewundernswerte Kraft der Musik erinnert, die die unendlichen Möglichkeiten der Fantasie und des Gefühls eröffnet. Nach so vielen Jahren bin ich glücklich, dass ich dieses Album - samt all den Erinnerungen und Gefühlen, die es in sich birgt - mit euch teilen kann." (Aus dem Booklet zu CD "14", Deutsche Grammophon 2013)
Zwischen Klassik und Rock - zwischen den Stühlen auf eigener Flugbahn
Ein Konzertbesucher (Wuhlheide, Berlin, Rock Symphonies) beschrieb ihn als eine Mischung aus André Rieu und ACDC. Da ist etwas dran. Von Hardrock bis Schmuseplatte ist alles drin in seinen Auftritten und Konzerten. Aber immer erstklassig dargeboten, sowohl in Bezug auf die Performance als auch die Instrumentierung, die Arrangements und die mitmischenden Künstler, Gitarristen, Schlagzeuger, Klavier-Percussion-Spieler und großes Orchester. Es sind klasse Shows mit einem entspannt wirkenden, virtuos aufspielenden David Garrett, der zudem als guter Entertainer fungiert. Das rockt, das macht Spaß, ist witzig oder gefühlvoll – wie es gefällt. Und sein Geigenton - na, den hat nicht jeder, um es mal so ganz cool auszudrücken. Ich mag seine Interpretationen von Queen-Songs, Michael-Jackson-Stücken oder den Beatles, Billy Joel. Ein paar Favoriten habe ich auch: He‘s A Pirat z.B. – superschön, zum Wegfliegen mit dem Segelschiff, Who want’s to live forever, Smooth Criminial, Ain’t No Sunshine, Midnight Waltz, Nothing Else Matters. Und ich mag sehr die eher ruhigen Stücke, die fast wie Kammermusik anmuten: Summertime (Gershwin), O mio babbino caro (Puccini), Earth-Song, New Day, Ritmo Espanol oder Por una Cabeza. Was immer man von seinen Cross-Over-Projekten hält, ob man moderne Versionen von Beethoven etc. mag oder nicht: Das ist alles gut gemacht, das nimmt die Zuschauer (HörerInnen) mit. Die Zeit, die man mit ihm und seinen Künstlern verbringt, vergeht schnell und macht Lust auf mehr. Das muss ihm einer erstmal nachmachen.
Eine Anmerkung noch: Auf die Tänzerinnen, mehr oder weniger bekleidet, könnte ich verzichten. Und bitte Ausflüge in den Kitsch vermeiden. Die Geschmäcker sind verschieden, das ist ok, aber manche Klippe schädlich: Weniger ist da oft mehr. Na, jedenfalls für mich. Ich kann sie ja auch umschiffen, falls jemand anderes sehr dran hängt. Ach ja, bevor ich's vergesse: Eine Bitte: Nochmal so eine CD wie "14" - ich meine, in der Art: Kleine Besetzung, Geige, Klavier, Flöte und/oder Gitarre. Klassisch oder modern, aber leise und fein, leidenschaftlich und still, Menschen und Instrumente im intensiven Dialog. Spielen mit/unter Freunden, unplugged. Mit richtigen Instrumenten und so...
diverse - 1994-2018 - CD / DVD
1125
Gillam, Jess
CD - Jess Gillam -" Rise" und "Time"
Diverse
BBC Concert Orchestra, Jess Gillam Ensemble, Tippelt Quartett u.a.
Jess Gillam, Saxophon
Eine Saxophon-Stimme zum Verlieben
Jess Gillam, geboren 1998 in Ulverston, Cumbria, ist eine britische Saxophonistin und Radiopräsentatorin bei der BBC. Sie ist die erste Saxophonistin, die beim Label Decca unter Vertrag genommen wurde
Time - Atemberaubend virtuos, leidenschaftlich und originell
Durch „KlickKlack“, meiner Lieblings-Musiksendung vom Bayerischen Fernsehen, erfuhr ich von Jess Gillam. Schon bei den ersten Höreindrücken war ich an sie verloren. Sie ist unglaublich vielseitig, spielt das Saxophon berückend schön, intensiv und atemberaubend virtuos auf ihrem Album „Time“ mit Kompositionen von Meredith Monk, Thoma Yorke, Philip Glass, Michael Nyman, Björk, Max Richter u.a.
Ihr Spiel elektrisiert, macht einfach Freude und ich folge ihr gerne auf ihrer Reise durch Musikgenres. Sie hat keinerlei Berührungsängste, spielt klassische Stücke genauso gerne wie die von modernen Komponistinnen und Komponisten.
Ich mag auf dieser CD vor allem „Early Morning Melody“, „Suspirium“, „Where The Bee Dances”, “Transit Of Venus” oder “Emerald And Stone” – melodiös, frisch, besinnlich, tänzerisch - einfach schön.
Rise – Einladung zum Aufstehen
„Rise“ - das zweite Album, das ich vorstellen möchte – bietet eine Mischung aus Klassik in modernen Arrangements für Saxofon und Stücken von heutigen Komponistinnen und Komponisten wie Kate Busch mit „This Woman’s Work“, Darius Milhauds „Brazileira“ aus seinem „Scaramouche“, „Valse Vanitè“ von Rudy Wiedoeft, „Waltz 2“ von Dmitri Shostakovich oder „Dark Eyes (Traditional).
Die Stücke sind mitreißend gespielt, meditativ, sanft, wild, melancholisch, überbordend rhythmisch, erinnern an vergangene Zeiten, an traurige oder fröhliche Ereignisse.
Unkonventionell, eigenwillig und umwerfend legendig
Jess Gillams Saxophon-Stimme ist berückend intensiv, sehr selbstbewusst, natürlich und außerordentlich klar. Sie beweist mit Rise und Time ihre große Vielseitigkeit und die enorme Bandbreite ihres Könnens.
Decca - 2019 / 2020 - CD / DVD
1127
Gromes, Raphaela
CD – Femmes – Raphaela Gromes
Danial Dodd
Festival Strings Lucerne
Raphela Gromes, Cello
Julian Riem, Piano/Arrangements
Raphaela Gromes, geb. 1991, ist eine deutsche Cellistin, die mit ihrem festen Klavierpartner, Julian Riem, (geb. 1973) seit 2012 zusammenarbeitet. Das Duo erhielt schon diverse Preise, u.a. den Opus-Klassik für beste Kammermusikeinspielung für die CD "Offenbach".
Raphaela Gromes unterstützt u.a. die José Carreras Leukämie-Stiftung in vielfältiger Weise, engagiert sich als Musikbotschafterin für die SOS-Kinderdörfer weltweit.
Sie setzt sich stark für die Erweiterung und Bereicherung des Cello-Repertoires ein durch die Zusammenarbeit mit Musikwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern. In der letzten Zeit hat sie sich mit Komponistinnen und ihren Werken auseinandergesetzt. Die nun vorliegende CD ist ein Ergebnis dieser Forschung.
Feuer und Flamme für Komponistinnen
„Warum nimmst du nicht mal eine CD mit Komponistinnen auf?“
Das wurde die Cellistin Raphaela Gromes von einer guten Freundin vor einigen Jahren gefragt. Ja, warum nicht? Als ich vor einigen Jahren begann, mich mit dieser Frage zu beschäftigen, fand ich mich in der gleichen Situation wie die Musikerin. Wie sie kannte ich zumindest eine Handvoll Komponistinnen. Aber durchaus nicht so viele Werke dieser Künstlerinnen. Ich begann nachzuforschen und empfand wie Raphaela Gromes: „Also stürzte ich mich in die Recherche und war begeistert und schockiert zugleich: Begeistert von der Vielzahl an genialen Komponistinnen, die es seit dem Mittelalter in der ganzen Welt gegeben hat, und schockiert, weil ich von den meisten von ihnen selbst im Musikstudium noch nie etwas gehört hatte.“
Begeisterung für die entdeckten Perlen auch in anderen Werken
Die Doppel-CD „Femmes“ umfasst wie angekündigt Werke von Komponistinnen aus neun Jahrhunderten und beginnt mit Hildegard von Bingens „O virtus sapientiae“ (11./12. Jhdt.) in einer spannenden Bearbeitung von Julian Riem für Cello und Streichorchester. Das ist sehr schön und zurückhaltend gemacht, wird dem Charakter des Stückes gerecht und nimmt mich von Anfang an für die CD ein. Auch das nachfolgende Werk von Maria Antonia Walpurgis von Bayern (18. Jhdt.) aus ihrer Oper „Talestri“ ist schwungvoll und macht einfach Freude.
Die erste CD beinhaltet vor allem Stücke für Cello und Streichorchester von Clara Schumann, Pauline Viardot-Garcia, Mathilde Capuis, Viktoria Yagling und Florence Price (Komponistinnen des 19. und 20. Jahrhunderts). Sozusagen eingerahmt werden die Komponistinnen mit Werken von Henry Purcell, W.A. Mozart oder Georges Bizet, die Frauen zum Thema haben.
Die meisten Stücke auf CD 1 wurden für Cello und Orchester neu eingerichtet von Julian Riem, einem anerkannten und erfolgreichen Arrangeur und festem Klavierbegleiter von Raphaela Gromes.
Kammermusikalische Perlen
Die CD 2 beinhaltet Kompositionen für Cello und Klavier. Nadia und Lili Boulanger sind mit Werken vertreten sowie Cécile Chaminade, Fanny Hensel, Rebecca Clarke, Amy Beach und andere Musikerinnen.
Die Kompositionen variieren von leicht bis schwer, von melodiös bis avantgardistisch. Ein Reigen unterschiedlichster Werke und Komponistinnen, sorgfältig ausgesucht und mit Begeisterung, die sich überträgt, musiziert. Das Booklet enthält zudem Kurzbiographien der Komponistinnen. Den ausgezeichneten Text hat Susanne Wosnitzka verfasst - eine ausgewiesene Expertin auf diesem Gebiet und u.a. Autorin für das Archiv Frau und Musik. Sie zeigt auf, unter welch schwierigen Umständen die Frauen komponierten, trotz aller Widerstände von Familie und Gesellschaft. Zu lesen, welche Hindernisse ihnen oft in den Weg gelegt wurden, lässt mich den Kopf schütteln und macht mich zornig.
Bravo und weiter so
Wie schön, dass gerade junge Musikerinnen und Musiker Komponistinnen für sich und die Bühne entdecken. Diesen Mut wünschte ich mir gerade von etablierten Künstler:innen. Es ist eine Schande, dass auch heute noch Werke von Komponistinnen selten oder gar nicht auf Konzertprogrammen auftauchen. Doch ebenso beim Publikum, das sich manchmal noch schwertut mit Werken von Komponistinnen, gibt es einigen Nachhohlbedarf und viel Aufklärung tut not. Da kann eine CD wie die gerade erschienene viel bewirken. Das tut sie schon, wie die Reaktionen im Netz zeigen. Bravo und mehr davon.
Sony Classical in Kooperation mit Deutschlandfunk und BR Klassik - 2023 - CD / DVD
1036
Händel, Georg Friedrich
Alcina
Kölner Rundfunkchor, Cappella Coloniensis, Leitung: Ferdinand Leitner
Die Personen: Joan Sutherland (Alcina), Fritz Wunderlich (Ruggiero), Norma Procter (Bradamante), Jeannette van Dijck (Morgana), Thomas Hemsley (Melisso), Nicola Monti (Oronte)
WDR Hörfunkaufnahme von 1959 / vollständig remastered
Handlung:
Ruggiero ist ein Ritter aus der Zeit Karls des Großen, auf einer Insel gestrandet und verliebt in Alcina, die Herrscherin dort. Sie ist eine Zauberin, die Männer anlockt (wie die Circe aus Homers Odyssee) und sie in sich verliebt macht. Wenn sie ihrer dann überdrüssig wird, verwandelt sie sie in Tiere, Quellen, Pflanzen oder Steine. Die Schönheit der Insel und die Natur sind also Produkt ihres Zaubers, sind – wenigstens zum Teil - verwandelte Männer. Auf diese Insel kommt Bradamante, Ruggieros Verlobte, als ihr eigener Bruder Ricciardo verkleidet. Sie sucht Ruggiero. In ihrer Begleitung befindet sich der zauberkundige Melisso, ihr Erzieher. Gemeinsam versuchen sie, Ruggiero die Augen zu öffnen für sein Tun und seine Treulosigkeit und ihm zu beweisen, dass die Idylle der Insel nur Zauber ist. Alcina ist nicht schön, die Insel in Wirklichkeit eine Wüstenei, alle Schönheit – auch der Natur - nur Illusion. Ruggiero soll sich wieder Bradamante zuwenden, den Zauber, der auf der Insel liegt, zerstören und mit ihr auch Alcina und ihren Hofstaat.
Wer mehr über die Aufnahme und die Sänger und Sängerinnen erfahren möchte, hier geht es weiter.
1001
Harnoncourt, Nikolaus
Georg Friedrich Händel - Der Messias
Dirigent: Nikolaus Harnoncourt
Concentus Musicus Wien
Arnold Schönberg Chor
Solisten: Christine Schäfer, Anna Larsson, Michael Schade, Gerald Finlay
Manchmal kann das Leben doch wundervoll sein
Das ist eine rundum schöne, stimmige und stimmungsvolle Aufnahme. Nikolaus Harnoncourt ist ja sowieso mein Favorit. Aber ich hatte doch gedacht, na, er hat schon mal den Messias aufgenommen. Ist das denn jetzt nötig? Aber als ich reinhörte, da musste ich CD einfach haben.
Es stimmt ja alles, das Orchester, der Chor, der Dirigent, die Aufnahmequalität und vor allem die großartigen SängerInnen. Meine Lieblingsstellen? Der Einstieg allein schon, dann Michael Schade, aber auch das Halleluja, Track 19, ganz anders als sonst, zurückhaltend und dann sich steigernd. So hat man das noch nie gehört. Track 20 mit Christine Schäfer, I know, that my Redeemer liveth, Track 22/23 mit Gerald Finlay: The trompet shall sound, das Duett von Tenor und Alt, dann der Schluss mit dem Arnold-Schönberg-Chor.
Kann man das intensiver und inniger, klarer und reiner singen und musizieren? Ich glaube kaum. Es ist ein wundervolles Zusammenspiel aller Beteiligten, das der Hörer in jeder Minute spüren kann. Die Aufnahme zu hören ist reines Glück. Ebenso wie Nikolaus Harnoncourt ein absoluter Glücksfall für die Musik ist.
Deutsche Harmonia Mundi, Sony-BMG - 2005 - Audio-CD
1104
Harnoncourt, Nikolaus
Johann Sebastian Bach - Weihnachtsoratorium BWV 248
Nikolaus Harnoncourt
Concentus Musicus Wien
Arnold-Schönberg-Chor
Christine Schäfer, Sopran; Bernharda Fink, Alto; Werner Güra, Tenor; Gerald Finlay, Bass; Christian Gerhaher, Bass
Johann Sebastian Bach - Nicht Bach, Meer sollt' er heißen
Johann Sebastian Bach, geboren März 1685 in Eisenach, gestorben 28.7.1750 in Leipzig - für viele der wichtigste Komponist, zu dem alle Musiker aufblicken.

Nikolaus Harnoncort, geboren 6.12.1929 in Berlin, gestorben 5.3. 2016 in Sankt Georgen im Attergau, Österreich, einer der wichtigsten Dirigenten und Musikerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, einer der Pioniere der historischen Aufführungspraxis.
Nikolaus Harnoncourt und Bachs Weihnachtoratorium – eine wunderbare Beziehung
Wer kann dieses Oratorium nicht lieben, wer nur einmal den Anfang gehört hat? Die Pauken und Trompeten, der Jubel, die Freude, die Hoffnung, die von ihm ausgehen. Die Weihnachtsgeschichte in Musik gesetzt vom Meister aller Musik, 1734 und 1735 erstmals aufgeführt in Leipzig vom Thomanerchor an den Weihnachtstagen, an Neujahr und den darauffolgenden Sonntagen, insgesamt sechs Teile für Solisten, gemischten Chor und Orchester. Bis heute ist es das berühmteste und beliebteste Werk Bachs.
Vom Evangelisten (Tenor) wird in Rezitativen das Evangelium vorgetragen, unterbrochen von Chorälen und Solistendarbietungen. Alles, was in der damaligen Zeit zusätzlich an freien Dichtungen, mystischen Texten aufgeboten werden konnte, ist hier zu finden. Die Musik ist fröhlich, jubelnd, zärtlich, intim, sehr rhythmisch und dann wiegend, innig – das zärtliche Zwiegepräch der Seele mit Gott, die ganze Frömmigkeit der Zeit ist hier zu finden.
Historische Instrumente und die historische Aufführungspraxis
Für mich kommt diese Musik am besten zur Geltung, wenn sie auf historischen Instrumenten dargeboten wird. Und Nikolaus Harnoncourt ist ein Garant für Musizieren auf höchstem Niveau. Ein vorzügliches Solistenensemble steht ihm dafür zur Verfügung sowie der großartige Arnold-Schönberg-Chor und Harnoncourts Concentus Musicus Wien, dessen Mitglieder die Sprache seines Gründers am besten verstehen. Es ist einfach wunderschön, die Instrumente so klar und akzentuiert zu hören, kein Klangteppich und Niederwalzen der Musik im großen Getöse früherer Aufführungen, die sich weniger an Bach als am Orchesterklang Wagnerscher Prägung orientierten.
Alles ist fein, klar und zugleich kraftvoll musiziert, mit Leidenschaft, ja, tänzerisch, innig und beseelt, aber niemals gefühlig oder sentimental. Zum Atemholen im Getriebe der Welt und Zeit.
Von Anfang bis Ende eine der schönsten und intensivsten Aufnahmen für mich.
Das hat sich für mich nicht geändert. Es gibt noch eine frühere Aufnahme von Nikolaus Harnoncourt aus dem Jahr 1973 mit den Wiener Sängerknaben, dem Concentus Musicus Wien und einem Solistenensemble mit Paul Esswood, Alt, Kurt Equiluz, Tenor, Siegmund Nimsgern, Bass. Erschienen bei Teldec. Hierzu gibt es eine DVD. Auch diese Aufführung ist vorzüglich musiziert. Allerdings wird heute wieder eher einem Erwachsenenchor und Solistenensemble mit Frauenstimmen den Vorzug gegeben. Das war zurzeit Bachs nicht so, und deshalb hatte Harnoncourt bei der früheren Aufführung auf Frauenstimmen verzichtet.
Deutsche Harmonia Mundi - 2007 - CD / DVD
1002
Harnoncourt, Nikolaus
Mozart – Konzerte für Harfe, Flöte, Oboe und Klarinette
Dirigent: Nikolaus Harnoncourt
Concentus Musicus Wien
Robert Wolf, Naoko Yoshino, Hans-Peter Westermann, Wolfgang Meyer
Mozärtlich innig Lebendiges
Wenn ich die CD höre, ist für mich immer Weihnachten, die Geburt des Göttlichen in der Seele des Menschen (nach christlich-mystischer Lesart). Da kommt etwas Schönes, Inniges, Zärtliches, Tiefes und Springlebendiges in mein Ohr und geradewegs in die Seele und das Herz. Kindlich und zugleich sehr erwachsen und wesentlich, liebenswürdig im Sinne des Wortes. An Mozart wird mir immer wieder klar, was Schöpferisches Sein heißt. Nikolaus Harnoncourt und sein Concentus Musicus mit seinen Solisten wussten das immer schon.
Die Aufnahme ist schon etwas älter. Die Interpretation ist es aber nicht, sondern immer neu und immer bewegend.
Teldec Classics/Warner Music - 2000 - Audio-CD
1003
Harnoncourt, Nikolaus / Lang Lang
The Mozart-Album – Lang Lang
Dirigent: Nikolaus Harnoncourt
Wiener Philharmoniker
Solist: Lang Lang
Mozart, Harnoncourt, Lang Lang und die Wiener Philharmoniker
Den Titel habe ich nicht von ungefähr gewählt, sondern weil er alles enthält, was nötig ist, um diese Aufnahme zu beschreiben. Ich kannte Lang Lang nicht besonders, aber jetzt schon. Nikolaus Harnoncourts Interpretationen liebe ich seit der ersten CD, die ich mit ihm als Dirigent hörte, eine Aufnahme mit Gidon Kremer, ebenfalls den Wiener Philharmonikern und den Violinkonzerten Mozarts.
Die Musik funkelt nur so, ist tänzerisch, sanft, zärtlich, leidenschaftlich, witzig, dramatisch, ernsthaft, tief, sensibel und verspielt - mit einem Wort: voller Leben. Und alle Mitspieler gehen aufeinander ein, hören aufeinander, feuern sich an, spielen miteinander, fragen, antworten einander.
Und die Musik ist auf den Punkt gespielt, Rhythmus pur, Hier ordnet sich keiner dem anderen unter, es sei denn, dem Ganzen, der Musik, dem Puls und dem Atem der Musik. Lang Lang hat die Zusammenarbeit mit Nikolaus Harnoncourt gesucht - was nur für ihn spricht. Warum soll ein junger Mensch und ernsthafter Künstler nicht die Nähe eines großen, erfahrenen Anderen suchen, der sich noch dazu sein ganzes Leben mit Mozart beschäftigt hat? Und gerade in den Kadenzen und Passagen ohne Orchester bzw. auf der zweiten CD mit Mozart-Sonaten kann Lang Lang sein Verständnis von Mozarts Musik darbieten, und das ist selbstbewusst und sensibel, klangschön und lebendig.
Aber wunderbar ist wirklich diese intensive Beziehung der drei Partner (Orchester, Solist, Dirigent) zueinander. Gerade im 3. Satz des Pianokonzertes Nr. 17 kann man hören, wie viel Freude alle an ihrem Tun haben, wie unglaublich sich alle gegenseitig anfeuern (wenn es sich nicht um Musik handelte, würde ich sagen, wie verrückt sie herumtollen). Ich finde auch faszinierend, wie schnell Mozart die Gefühlslage wechselt wechselt (z.B. im dritten Satz des Konzertes Nr. 24). Eben noch tiefernst, schmerzlich, jetzt witzig, ja spöttisch, so jedenfalls scheint es mir. Diese schnellen Wechsel sind ja von ihm bekannt. Und es ist toll, das auch hören zu können, keine Gleichmacherei, sondern ganz klar und ausgefeilt. Auch wenn man nicht weiß, worum es geht im Einzelnen, man kann es irgendwie fühlen, im eigenen Körper spüren.
Ich habe Ausschnitte in einer Fernsehsendung von den Proben gesehen. Und da wäre ich so gerne dabei gewesen. So viel Freude am Miteinander, das hätte ich gerne gesehen. Es gibt zu dem Ganzen eine DVD über die gemeinsamen Proben zu der CD – sehr empfehlenswert. Es ist schön, zu sehen, mit welcher Hochachtung, welchem Respekt und Zuneigung sich große Künstler begegnen können.
Deutsche Grammophon - 2014 - Audio-CD
1101
Hope, Daniel
Hope@Home
Daniel Hope, Christoph Israel, Jacques Ammon, Iris Berben, Till Brönner, Joy Denalane, Max Herre, Matthias Goerne, Sebastian Knauer, Michael Metzler, Max Raabe, Tamara Stefanovich, Aliya Vodovosova.
Hope@Home - Daniel Hope und Christoph Israel - ein gutes Team
Daniel Hope - Geiger, künstlerischer Leiter von Orchestern und Festivals etc. Christoph Israel – Arrangeur, Komponist, Pianist
Sechs magische Wochen – six magical weeks
So titelt Daniel Hope, Geiger, musikalischer Leiter verschiedener Orchester, Festivals u.v.m. sein neues Album. Es ist das Ergebnis eines außerordentlichen Experimentes, das während des so genannten Lockdowns in Deutschland und weltweit ab Mitte März 2020 durchgeführt wurde. Für sechs Wochen ging Daniel Hope jeden Abend von Montag bis Samstag um 18 Uhr deutscher Zeit auf Sendung. Sonntags gab es ein Best of der Woche. Also jeden Tag eine halbe Stunde, später dann länger, Livemusik in bester Ton- und Bildqualität. Ort: Sein Wohnzimmer in Berlin, das er mit Hilfe von professionellen Technikern, Tonmeistern und Kameramännern innerhalb kürzester Zeit zu einem Tonstudio umfunktionierte. Mit dabei: ARTE, der deutsch-französische Kultursender, das ZDF, die das Ganze finanzierten. Alle Beteiligten zeigten ein hohes Maß an Kreativität und der nötigen Verrücktheit (wie es die Beteiligten selbst sahen), um dieses jeden Abend neu zusammengestellte und gesendete Programm wirklich werden zu lassen.
Daniel Hope und Christoph Israel, ein außerordentlicher Arrangeur, Komponist und Pianist, bildeten das kreative Team: Viele Stücke - von ihnen ausgewählt oder von Zuschauern aus aller Welt gewünscht - wurden neu arrangiert, oft über Nacht, manchmal erst kurz vor der Sendung fertig. Proben gab es nur wenige, wenn überhaupt. Und Daniel Hope ließ es nicht dabei bewenden. Er telefonierte in Berlin herum, fragte Künstler und Künstlerinnen, MusikerInnen, SängerInnen, SchauspielerInnen – sie alle sagten zu. Eines hatten sie gemeinsam: Zeit, mehr als genug. Alles gestrichen, keine Auftritte, abgesagte Produktionen, keine Einnahmen.
„Good evening, Ladies and Gentlemen, and a very warm welcome to Hope@Home”
Und so wurde allen geholfen: Den KünstlerInnen mit der Möglichkeit, vor einem Publikum aufzutreten (wenn auch via Bildschirm und digitalen Medien), Arte mit Streaming-Quoten in Millionenhöhe und dem Erweis, wie gut und wichtig öffentlich-rechtliche Sender sind (und wie innovativ sie sein können). Und natürlich dem Publikum, das jeden Abend über sechs Wochen mit einem außerordentlichen Programm unterhalten wurde. Jeden Abend das tröstliche „Good evening, Ladies and Gentlemen, and a very warm welcome” zu hören, tat einfach gut in der Wüste des Lockdowns. Verlässlich, freundlich, warmherzig. Großartige Musik gespielt von großartigen KünstlerInnen. Viele kannte ich bislang nicht. Das hat sich natürlich geändert ….
Daniel Hope wünschte sich von Anfang an einen Mix aus klassischer und moderner Musik, ein Stilmix sollte es sein, möglichst viele Menschen sollten angesprochen werden. Die Liste der Mitwirkenden ist lang und teilweise sehr prominent. Und allen merkt man an, wie sehr sie betroffen sind und wie wichtig ihnen dieses Programm ist.
Viele Mitwirkende, viele Komponisten
Auf dieser CD wirken mit: Jacques Ammon, Iris Berben, Till Brönner, Joy Denalane, Max Herre, Matthias Goerne, Sebastian Knauer, Michael Metzler, Max Raabe, Tamara Stefanovich, Aliya Vodovosova. Es waren aber viel mehr. Wer möchte, kann noch viele dieser einzelnen Hauskonzerte auf Youtube oder Arte Concert anschauen und anhören. Einige Titel (Auswahl): Les feuilles mortes, La vie en rose, This bitter earth, Irgendwo auf der Welt, An die Musik, Gnossienne No. 1, Moon River, Hijo de la Luna, Over the rainbow, Summertime, Never on Sunday, Lost in the stars.
Unter den Komponisten, die gespielt wurden, sind George Gershwin, Kurt Weill, Nino Rota, Henry Mancini, Werner Richard Heimann, Max Richter, Josef Kosma, Franz Schubert, Gabriel Faure, Erik Satie u.a.m.
Es ging ja noch weiter: Hope@Home ging auf Tour
Nach dem Lockdown ging Hope@Home auf Tour durch Berlin, Deutschland und die angrenzenden Länder. Nun hieß es Hope@Home on tour. Am 2. August war das letzte Livekonzert. Die Zuschauer blieben über den ganzen Zeitraum treu. Und ich war eine von ihnen. Es war ein sehr schönen Gefühl zu wissen, dass jeden Abend Zuschauer aus aller Welt vor ihren Geräten saßen und darauf warteten, die jeden Abend gleiche Begrüßung zu hören: „Good evening, Ladies and Gentlemen, and a very warm welcome to Hope@Home.“
Eine Liebe ist der anderen wert.
Ein verrücktes Experiment gelungen: Konzerte gut, CD gut – alles gut
Ich war gespannt, ob und wie die CD die Atmosphäre der Livekonzerte wiedergeben könnte. Ich meine: Es klappt. Die CD wirkt, ob man nun live dabei war oder im Nachhinein die Konzerte geschaut hat oder ob man gar nichts von dem Ganzen gesehen oder gehört hat. Es ist alles wirklich live - keine Bearbeitung oder Nachbearbeitung im Studio. Und es sind schöne Titel, sehr fein, lebendig, virtuos und liebevoll arrangiert und musiziert. Ein einzigartiges, absolut sehens- und hörenswertes Experiment. Verrücktheit ist eben manchmal wahre Vernunft. Und vielleicht gibt es ja noch einen Nachschlag. Da waren noch mehr schöne Titel dabei.
Deutsche Grammophon - 14.08.2020 - CD / DVD
1121
Hope, Daniel
CD – Daniel Hope – America
Daniel Hope
Zürcher Kammerorchester; Marcus Roberts Trio
Joy Denalane
Daniel Hope - auf allen Musikmeeren unterwegs
Daniel Hope – irisch-deutscher Geiger, künstlerischer Leiter von Orchestern und Festivals, Autor, Moderator etc.
America – Daniel Hopes Hommage an Musik und Musiker und Musikerinnen
„Wie klingt amerikanische Musik?“ Dieser Frage geht Geiger Daniel Hope nach. Amerikanische Musik meint dabei solche aus dem Norden des Kontinents. Musik von George Gershwin, Leonard Bernstein, Aaron Copland, Florence Price, Duke Ellington, Samuel A. Ward und Kurt Weil. Drei dieser Komponisten (oder deren Familien) stammen ursprünglich aus Europa. Und so haben natürlich europäische Einflüsse diese Musik inspiriert und geprägt. Auch Aaron Copland und Florence Price können bzw. wollen Europas Einfluss nicht leugnen. Sie bringen aber auch afrikanische und inneramerikanische Elemente in die Musik ein. Dennoch ist durch die Berührung so unterschiedlicher Kulturen und Kontinente bei allen genannten Komponisten etwas genuin Amerikanisches entstanden. Was und wie, das ist auf dieser neuen CD zu hören und zu erfahren.
Hinreißend und mitreißend
Ich war gespannt auf diese CD, hatte schon via Streamingdienste einiges hören können.

Sie ist einfach großartig, wundervoll interpretiert, gespielt und arrangiert. Daniel Hope hat seinen Freund, den Arrangeur Paul Bateman, um verschiedene neue Arrangements gebeten zu bekannten Werken von George Gershwin, zusammengefasst zur „Gershwin Song Suite“, oder von Leonard Bernstein zur „West Side Story Suite“. Verschiedene Stücke von Kurt Weill wurden zusammengeführt zur „America Song Suite“. Altbekannte Stücke in etwas anderem, neuerem Gewand.
Besonders freut mich, dass ein Stück einer Komponistin – der einzigen auf dieser CD – dabei ist: „Adoration“ von Florence Price, ursprünglich für Orgel komponiert, hier von Paul Bateman für Geige und Orchester bearbeitet. (Zu Florence Price bitte die Rezension ihrer beiden Sinfonien beachten.) Price wird gerade neu entdeckt. Sie ist eine großartige Komponistin, von der hoffentlich noch viel zu hören sein wird.
Duke Ellington mit „Come Sunday“ ist dabei sowie Joy Denalane mit einer Interpretation von „A change ist gonna come“ oder Samuel A. Wards "America the Beautiful".
Alle Stücke sind auf einem hohen Niveau musiziert und bereiten ein ungetrübtes Vergnügen. Dass Daniel Hope auch improvisieren kann, das beweist er in der „Gershwin Song Suite“ mit dem Marcus Roberts Trio, einer Jazzformation. Alle Achtung – das fetzt.
Fazit
Die ganze CD swingt, singt, jazzt und klingt temperamentvoll, von überbordender Lebensfreude und -liebe. Einfühlsam, rhythmisch, lyrisch und meisterlich gespielt, auch vom Zürcher Kammerorchester, das ein idealer Begleiter ist auf dieser Reise durch das musikalische (Nord)Amerika.
Deutsche Grammophon - 01.02.2022 - CD / DVD
1097
Horton, Peter
Peter Horton
Peter Horton - Sänger, Gitarrenvirtuose, Buchautor und Philosoph
geb. 19. September 1941, ist ein österreichischer Musiker, Sänger, Gitarrist, Komponist und Buchautor. Seit den 1970er Jahren war er sehr erfolgreich mit Schallplatten mit eigenen Texten und Kompositionen, die sich aus dem damals üblichen Einerlei heraushoben. Er machte eine musikalische Ausbildung, lernte bei den „Wiener Sängerknaben“, studierte Musik, Klavier und Klarinette. Er trat schon früh mit einer eigenen Band und in verschiedenen Bühnenshows auf, studierte u.a. am Wiener Konservatorium, später dann Gesang in Stuttgart. Mit 28 Jahren begann er ein Gitarrenstudium und entwickelte sich zum Virtuosen auf diesem Instrument und tourte mit dem Gitarristen Siegfried Schwab durch die Welt. Seit seinen Anfängen veröffentlichte er ungefähr 65 Alben und Singles. Später trat er auch als Buchautor hervor, u.a. mit Aphorismen (Die andere Saite, 1978) und Gedichten, denen später weitere Werke folgten. Von den späten 1970er Jahren bis in die 90er Jahre moderierte und gestaltete er verschiedene Sendungen für das Fernsehen: „Café in Takt, Hortons kleine Nachtmusik, Hortons Bistro und Sprungbrett“. Danach trat er mit seiner Frau Slava Kantcheff, mit der er zeitweise ein Duo bildete, und auch wieder mit Siegfried Schwab zumeist auf kleineren Bühnen auf.
Poet und Weisheitssucher
Ich lernte Peter Horton in den 1970er Jahren kennen. Seine Langspielplatte „Irgendwie geht es immer“ war gerade (1975) erschienen und er gab ein Interview im Mittagsmagazin des WDR. Der Moderator, Klaus-Jürgen Haller, stellte die richtigen Fragen, Peter Horton antwortete klug und schon der erste Titel, der gespielt wurde, sprach mich an: „Wenn du nichts hast als die Liebe“. Der Text traf genau meine Gedanken und Gefühle. Klug war er, nachdenklich, Nähe und Distanz auslotend. Dazu gefiel mir die Musik, das Gitarrenspiel und die tiefe Stimme des Sängers. Nach der Sendung sauste ich sofort los in das nächste Plattengeschäft und kaufte die LP.
Ich habe diese schnelle Entscheidung nie bereut, im Gegenteil, ich war froh über diesen „Schnellschuss“. Auch die anderen Titel sprachen mich an. Sie waren etwas ganz anderes als das simple Vorsichhingeträllere der meisten der damaligen SchlagersängerInnen. Die 1960er und ebenso die 70er waren musikalisch in Deutschland eher Ramschniveau, von einzelnen Lichtgestalten mal abgesehen. Die Platte mit Titeln wie „Lass uns aus den Gläsern unserer Liebe trinken“, „Adieu Maurice“, „Stadt aus Stahl und Staub“ trafen genau meinen Lebensnerv. Auch die späteren LPS’s wie „Ein Mann geht auf dem Asphalt“ (1976) mit ebendiesem und anderen Titeln wie „Solang du in der selber nicht Zuhause bist“, „Mylady, wo lassen Sie träumen“ oder „Was der eine fürs Leben sucht“ sprachen mich an ebenso wie „Wer andern nie ein Feuer macht“ (von der gleichnamigen LP, 1983).
Guitarrissimo mit Siegfried Schwab
In späteren Zeiten lernte ich ihn noch anders kennen: Zusammen mit Siegfried Schwab als Gitarrist. Das war sehr beeindruckend und die LPs wie „Guitarrisimo“ (1978), Guitarrissimo – Confianca (1980) zählten zu meinen Lieblingsplatten. „Toccata For A Wild Old Lady“ ist ein überaus witziges und sich stetig steigerndes virtuoses Gitarrenstück, die „Etude Nr. 1“, „Invention Nr. 1“ oder „Was wir Ihnen immer schon spielen wollten“, „Chamasin“, „Kailas“, „Suave- Sprich leiser“ oder „Ballade für einen Farn“ – alles kleine Kostbarkeiten, die ich bis heute gerne immer wieder höre.
Endlich auf CD
Leider waren viele der geliebten Lieder seit Jahren vergriffen bzw. nicht auf CD erschienen (mit Ausnahme der Guitarrissimo-Platten und der späteren Werke, die gab es schon früher auf CD), die LPs leider verkratzt und auf das Zeitalter der modernen Technik nicht eingestellt. Immer wieder einmal schaute ich nach, ob es die alten Platten nicht doch ins CD-Zeitalter geschafft hätten. Leider jeweils Fehlanzeige.
Bis jetzt, und fast durch Zufall – weil ich nach längerer Zeit mal wieder nachschauen wollte – stieß ich auf die Box mit drei CDs, die meine Lieblingsplatten von damals beinhalteten. Da brauchte ich nicht lange zu überlegen, zumal der Preis wirklich unglaublich günstig ist. Es sind auch Songs aus der Zeit vor 1975 dabei. Manche sind gut anzuhören, aber für mich zählen hauptsächlich die Lieder und Texte ab 1975. Da scheint Peter Horton mir wirklich erst Peter Horton zu sein.
Etwas fehlt: Schmunzellieder aus Wien
Auf eine CD warte ich noch: Schmunzellieder aus Wien (1977). Die Schallplatte machte einen riesigen Spaß, die Texte zumeist von Gerhard Bronner, einem Meister des schwarzen Humors, wurden von Peter Horton großartig interpretiert. Unvergessen: „Zyankali“ oder „Die Entstehung der Welt“ und anderer Perlen. Das wäre schön, die noch wieder zu bekommen.
Ende gut, alles gut
Ich bin nun wirklich glücklich, meine Lieblingsstücke von damals wieder bei mir versammelt zu haben und sie hören zu können, so oft ich mag. Sie sind heute noch immer so gut wie gestern und vorgestern. Das liegt wahrscheinlich daran, dass sie einfach stimmen bzw. wahrhaftig sind. "Lieder,die wie Falken sind" - so heißt ein Song von der gleichnamigen LP. Eben. Mit ihnen den Tag zu beginnen heißt: Es wird ein guter Tag werden. (Und wenn doch nicht ganz, sind wenigstens die Lieder und die Texte gut. Das tröstet.) Einige seiner Aphorismen (aus: Die andere Saite) kann ich bis heute auswendig. Beispiel: "Dummheit ist schlimmer als ein Atomkrieg. Sie macht ihn!" Oder: "Nur, wer wirklich allein sein kann, kann wählen, der andere muss." Stimmt!
Electrola - 2020 - Audio-CD
1119
Kaufmann, Jonas
CD – Jonas Kaufmann – it’s Christmas
diverse
diverse
Kaufmann, Jonas, Tenor
Stefanie Irányi, Mezzosopran
Till Brönner, Trompete und Flügelhorn
2 CD und ausführliches Booklet
Jonas Kaufmann, der Tausendsassa
Nun ja, ist berühmt.
It's Christmas - lokal und international
Weihnachtslieder für Alt und Jung, Ohrwürmer und unbekanntere Lieder, alte Kirchenlieder, Traditionals, britische Carols, US-amerikanische Filmklassiker, französische und alpenländische Weihnachtslieder. Dazu Plätzchenrezepte vom Tausendsassa Jonas Kaufmann, Kinder- und Jugenderinnerungen an Weihnachten in seiner Familie. Besinnlich, ernst, heiter, lustig, swingend und feierlich. Er interpretiert jedes Stück mit viel Liebe, immer genau passend. Interpretieren kann er ja wie kaum ein anderer.
Für jede(n) ist etwas dabei. Schön dargeboten, gar nicht kitschig. Einige Songs mag ich nicht so richtig, zu oft gehört - dachte ich. Aber wie er das bringt und das fröhliche Arrangement z.B. bei "Morgen, Kinder, wird's was geben" bewirken, dass ich das gut hören kann. Manches ist neu für mich, beispielsweise aus dem französischen, italienischen und nordischen Sprachraum. Auch die Lieder aus dem Alpenländischen gefallen mir. Die singt er teilweise mit der Sängerin Stefanie Irányi. Das ist sehr stimmig. Und "Trois anges sont venus ce soir" von Augusta Holmés hat mich erwischt. Was für eine schöne Melodie. Und Jonas Kaufmann trifft den Ton der Musik und des Textes sehr innig und zärtlich. Auch "Entre le boef et l'áne gris" gehört zu meinen Favoriten. Es werden, je öfter ich die CD höre, umso mehr.
Die CD gibt eine schöne, warme Einstimmung auf Weihnachten. Jonas Kaufmann singt sehr zurückgenommen, wenig Opernsänger bzw. -Löwe. Aber dafür sehr fein, passend. Schön sind besonders die Lieder, bei denen er nur von einer Harfe begleitet wird. Und die englisch-amerikanischen Songs liegen ihm mehr als gut. Also: Eine schöne CD, gut zu hören. Viele Liedtexte, teilweise Deutsch bzw. ins Deutsche übersetzt.
Stimmungsvolle CD
Kinderchor- und überhaupt chorgeschädigte Menschen (verantwortlich u.a. die 50er - 60er Jahre mit viel kitschigem Zuckerexzess im Fernsehprogramm und woanders) sowie Puristen werden vielleicht die Nase rümpfen: Kommerziell, Mainstream, Orchester manchmal ein bisschen dick auftragend usw.
Und ich dachte mir, ach, Jonas Kaufmann macht 'ne Weihnachts-CD? Extended version? Soso. Muss das sein? Muss nicht sein. Ist aber schön. Tut gut. Bringt Freude. Ich höre sie gerne. Vielleicht beim Kochen und Backen, beim Miteinander unter dem Baum. Dazu macht sie Lust. Denn im Kopf entstehen viele Bilder von Weihnachten, Bäumen, Lichtern, bunten Kugeln und vielen anderen schönen Sachen. Und den Wunsch, anderen möge es auch gut gehen. Also: Je öfter ich sie höre: Je mehr, je lieber. Erwischt.
Sony classical - 2021 - CD / DVD
1007
Kaufmann, Jonas
Dolce Vita
Zum Tanzen schön
Ich bin auf die CD aufmerksam geworden durch die DVD und die schöne, persönlich gehaltene, Dokumentation dazu. Kurzerhand habe ich meine Urlaubspläne umgeworfen: Vom Norden in den Süden. Es ging gar nicht anders bei dieser wunderschönen Liebeserklärung Jonas Kaufmanns an Italien.
Wenn er Volare singt, ist das kein abgegriffener Song mehr, sondern ein Lied voller Lebensfreude und unendlichem Behagen. Eben Lebensfreude pur. Ich habe es also nicht bereut, meine Pläne ad hoc geändert zu haben. Und selbstverständlich hat mich die CD begleitet. Natürlich habe ich meine Lieblinge: Parla mi d'amore, Mariu (ich kannte es auf Deutsch und nun bekomme ich es nicht aus dem Kopf, was ich aber nicht bedaure), Voglio vivere cosi, Il canto, Rondine al nido (sehr einfühlsam, zärtlich, wehmütig-sehnsüchtig), Con te partiró (warum soll er es nicht singen? Er singt es doch wunderbar. Und es ist ein schöner Text.) Il libro dell' amore (da habe ich die Stimme fast nicht erkannt, klasse gemacht).
Wem das zu opernhaft in der Interpretation klingt, dem sei gesagt, dass Caruso und Benjamino Gigli das auch gesungen haben und auch opernhaft. Mir gefällt seine Interpretation. Und das ist das Entscheidende. Was sein Italienisch anlangt: Meine italienischer Kollege rief ganz überrascht aus: Sein Italienisch ist perfekt! Voglio vivere cosi - si, naturalmente!
Sony Classical - 2016 - CD / DVD
1061
Kaufmann, Jonas
Eine italienische Nacht – live von der Waldbühne Berlin
Leitung: Jochen Rieder
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Solisten: Jonas Kaufmann, Anita Rachvelishvili
Aufnahme vom 13.7.2018
Ein hin- und mitreißendes Konzert
Ich war bei diesem großartigen Konzert dabei. Jonas Kaufmann war in Bestform und seine Bühnenpartnerin Anita Rachvelishvili der Überraschungsgast in jeder Hinsicht. Diese beiden Künstler zusammen mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin und seinem Dirigenten Jochen Rieder boten ein Highlight nach dem anderen.
Open-Air-Konzert gegen Wetter
Dabei waren die Wettervoraussetzungen gar nicht gut. Ein nicht enden wollender Wolkenbruch vor dem Konzert, viele nass gewordene Zuschauer und drohende neue Schauern, ein Temperatursturz ließ frösteln – keine einfache Aufgabe für die Künstler, vor allem zu Beginn. Aber diese Unbilden gerieten dann bald in den Hintergrund, Musik und Musiker zogen in ihren Bann.
Die neue CD „Eine italienische Nacht“
Die neue CD bildet in Teilen das Konzert ab und beinhaltet auch die meisten Titel von der CD „Dolce Vita“ vor einigen Jahren. Sie ist aber durch die Arien und Stücke aus „La Gioconda“ und „Cavelleria rusticana“ alles andere als einfach eine Neuauflage. Und die Duette mit Anita Rachvelishvili allein sind diese CD wert. Der erste Teil des Konzertes wurde mit Arien aus italienischen Opern bestritten, die nicht alle auf der CD zu hören sind. Die Canzoni (Lieder) aus dem zweiten Teil des Konzertes umfassen dann die Titel „Ti voglio tanto bene“, „Voglio vivere così“, „Mattinata“, „Rondine al nido“, Parlami dàmore, Mariú“ und all die anderen beliebten Songs, die auch auf der CD „Dolce Vita“ zu hören sind. „Caruso“ interpretierte Anita Rachvelisvili. Ihre Interpretation gefiel mir gut, sehr zurückgenommen, eine große Stimme so klein – auch das muss man können. „Musica prohibita“, „Il canto“ und „Volare“ wurden in Duettform präsentiert. Bei „Volare“ konnte das Publikum mitsingen, was es mit Lust und Liebe tat.
Am Ende dann „Nessun Dorma“. Das scheint so eine Art Hymne geworden zu sein. Das Publikum war hingerissen, alles sprang auf und feierte seinen Helden Jonas Kaufmann mit nicht enden wollendem Applaus.
Stücke sorgfältig und durchdacht ausgewählt
Man muss kein Fan sein, um diese CD zu mögen (wenn man diese Art Musik mag). Das Programm mit dem Opernteil und den anderen Titeln ist sorgfältig und sehr durchdacht ausgewählt. Manche(r) mag zu Beginn überlegt haben, wieso so tragische Oper, wo bleibt die „Italienische Nacht“ mit „Dolce-Vita-Feeling“? Ja, das gab es später auch, aber Jonas Kaufmann ist mit seiner Italien-Liebe von einem sentimentalen Italien-Bild doch weit entfernt. Da wollte er wohl schon mehr. Ich finde, vor allem im Nachgang, das Programm wirklich gelungen.
Die Entdeckung Anita Rachvelishvili
Von Anita Rachvelishvili, die ich nicht kannte, war ich besonders begeistert. Das ist eine Entdeckung, große Stimme, dramatisch, bittend, flehend, zornig als Santuzza, leidenschaftlich, zärtlich, spöttisch, witzig, verspielt in den Songs. Sie und Jonas Kaufmann zusammen singen atemberaubend, erschreckend intensiv, ja überwältigend das große Duett aus „Cavelleria rusticana“.
Jonas Kaufmann und seine Liebe zu den italienischen Canzoni
Er singt die Canzoni noch intensiver als auf der CD „Dolce Vita“, gleichzeitig eigener und selbstsicherer, ja irgendwie leichter, freier in der Interpretation, seine Stimme klingt weich, dann wieder spöttisch, selbstironisch, schmachtend, leidenschaftlich, warm und lebensfroh, eine Stimme wie Samt und Seide.
Das Publikum jedenfalls war begeistert. (Trotz der schlechten Wetterbedingungen. Zum Glück regnete es während des Konzertes nicht.) Die DVD/Blu-ray ist erschienen und natürlich habe ich sie mir geschenkt. Warum also die CD noch? Ich möchte die Arien und Lieder auch so hören. Und ich bin dann von Bildern weniger abgelenkt und kann mich besser auf die Stimmen konzentrieren, auf deren Farben, Nuancen, Schattierungen.
P.S.: Was die Vergleiche mit Pavarotti (der die Canzoni angeblich noch besser singt) oder anderen sollen, die ich immer wieder lese, verstehe ich nicht. Vergleiche bringen gar nichts. Es kann doch nicht nur die eine und einzige Interpretation geben. Das wäre einseitig, langweilig und vor allem der Musik und der Kunst völlig unangemessen und verfehlt. Und warum sollte Jonas Kaufmann Pavarotti sein wollen? Abgesehen davon, dass man ihm das auch wieder zum Vorwurf machen würde. Er ist doch er selbst. Das sollte reichen. Es sei denn, eine eigene Persönlichkeit zu sein, wäre etwas, was man jemand vorwerfen könnte.
Sony classical - 2018 - Audio-CD
1008
Kaufmann, Jonas
L'Operá
Kunst und Leben
Das französische Repertoire war mir bislang leider weitestgehend fremd und deshalb die Auswahl der Stücke sehr lieb
Vorbemerkung
Auch auf die Gefahr hin, dass die Rezension etwas lang wird, eine Vorbemerkung: Ich bewerte Künstler, egal welcher Profession, nicht nur nach Schönheit der Darbietung oder einer Art Kunstgenuss, die sie bieten oder bieten sollten, sondern vor allem nach meinem persönlichen Eindruck und dem, was mich berührt. Bei Jonas Kaufmann mache ich die Erfahrung, dass sich an ihm oft die Geister scheiden. Seine Stimme entspricht nicht der üblichen Vorstellung von einem Tenor. Wie jemand schrieb: Entweder man mag seine Stimme oder man mag sie nicht. Das ist zwar eigentlich immer so, aber gerade bei ihm fällt mir das besonders auf. Er ist kein lyrischer Tenor, sondern viel eher ein Heldentenor. Er singt aber auch gerne Partien aus dem lyrischen Fach. Da ich mehr auf Interpretationen achte als auf "das muss so oder so klingen und nicht anders" oder "der und der hat das aber so und so gesungen" (das sind alles oft sehr persönliche Vor- bzw. Misslieben), spielen Klassifizierungen keine so große Rolle für mich.
Wenn Jonas Kaufmann singt, dann sind das nicht lediglich schön gesungene Arien, schöne Stimme, schöne Gefühle, die zu nichts verpflichten. Es sind Porträts von Menschen, unglaublich intensiv, lebendig und absolut präsent, ja leibhaftig. Dazu eine außerordentlich klare Aussprache, so dass man jedes Wort versteht. Man lebt mit den Charakteren, liebt und leidet mit ihnen. Seine Stimme lässt da nichts zu wünschen übrig. Hoffnung, Angst, Zorn, Erschrecken, Zweifel, Liebe, Zärtlichkeit – alles liegt in dieser Stimme. Und das ist dann nicht lediglich eine Frage der Höhen, der Glätte, der Schönheit. Eher eine der Gestaltungskraft und der inneren Wahrheit der Protagonisten und wohl auch des Sängers und Gestalters.
Die CD L'Opera
Jonas Kaufmann stellt Arien von Massenet, Berlioz, Bizet, Gounod, Halevi u.a. vor. Zu den Stücken selbst: Ich liebe die Arie Au fond du temple saint aus den Perlenfischern und habe auf sie gewartet. Es gibt sicher "schöner" gesungene Versionen, und das trifft wohl auch auf die ersten Arien zu. Und man kann da sogar Jonas Kaufmann gegen ihn selbst ins Feld führen: Früher war das schöner, höher, heller etc. Aber siehe meine Anmerkung weiter oben. Die Arie aus Le roi d’Ys macht mich einfach glücklich (wenngleich der Protagonist sein Glück erst noch ersingen muss), gleichfalls die aus L’Africaine …O paradis – ja, das ist es wohl. Auch die beiden Stücke aus Manon beeindrucken mich, insbesondere die „Traumerzählung“ des Des Grieux.
Jonas Kaufmann singt sie sehr sanft, zärtlich und werbend. Dass die Frauenstimme in der zweiten Arie „duftiger“ klingt (wie Kritiker schreiben), liegt wohl auch daran, dass Manon den Mann verführen will – wie soll sie sonst klingen? Er versucht sich zu wehren – wie klingt ein Mensch, wenn er sich verzweifelt zu wehren versucht und doch erliegt? „Duftig“? (Angeblich muss französische Oper so klingen.)
Soweit diese Arien, die kann ich genießen und mich an ihnen erfreuen – wenn man das so ausdrücken möchte. Bei den folgenden absolut beeindruckenden Stücken kann und will ich mich nicht zurücklehnen und die Musik „genießen“. Dazu sind sie viel zu aufwühlend und tragisch. Und die Kunst Jonas Kaufmanns besteht nicht zuletzt darin, das bis in Nuancen hörbar zu machen. Im Grunde sind die Arien aus Le Cid, La Juive und La Damnation de Faust Gebete. Gebete von Menschen, die nicht mehr aus noch ein wissen, deren Welt zusammengebrochen ist oder die sich in Sehnsucht nach Jugend, Liebe und Unschuld (wie Faust) verzehren. Das ist herzzerreißend – wie der Vater aus La Juive, der die über alles geliebte Tochter einem grausamen Tod ausliefert.
Jonas Kaufmann singt ihn so lebendig, dass man ihn vor sich sieht und fühlt, wie er wegen seiner schrecklichen Handlung über sich selbst entsetzt ist. Auch die Arie aus Les Troyens ist mehr als hörenswert: Äneas, der versucht, vor sich und Dido zu rechtfertigen, dass er sie verlässt, hin und her gerissen zwischen seinen Gefühlen für sie und dem, was er für seine Pflicht hält.
Bleiben noch Orchester und Dirigent: Das Bayerische Staatsorchester mit Bertrand de Billy: Höchstes Lob für beide. Sensibel, kraftvoll, dynamisch, dramatisch, leise, zärtlich, sanft („duftig“). Einfach paradiesisch, sozusagen. Orchester, Dirigent und Sänger bilden eine Einheit. Die Sängerin Sonya Yoncheva und der Sänger Ludovic Tezier sind sehr gute, überzeugende Partner für Jonas Kaufmann. Schön, dass sie zusammen im Oktober 2017 in Paris den „Don Carlos“ von Verdi in französischer Sprache sangen. Ein großartiges Ensemble, wie man in der Ausstrahlung der Oper auf ARTE vom 19.10.2017 erleben konnte, egal, ob man die Inszenierung mochte oder nicht.
Fazit: Eine CD, die ich nur empfehlen kann, insbesondere wenn man nicht nur an schönen Stimmen interessiert ist, sondern auch an Inhalten. Wenn man es aushält, die Musik am eigenen Leib zu erleben und nicht nur im Kopf oder in den Ohren.
Sony Classical - 2017 - Audio-CD
1006
Kaufmann, Jonas
Nessun Dorma – Opernarien von Giacomo Puccini
Jonas Kaufmann und Puccini – ein schönes Team
Diese CD war eine der ersten, mit der ich Jonas Kaufmann begegnete. Und das war dann gleich ein Volltreffer und mit die beste Empfehlung für ihn. Wer Puccini mag, kommt voll auf seine Kosten. Eine schöne Auswahl an Arien, eine Mischung aus Bekanntem und weniger Bekanntem. In jeder Hinsicht eindrucksvoll dargeboten, teilweise mit Unterstützung von Sängerkollegen. Dadurch sind z.B. die Arien aus Manon Lescaut in ihren Kontext eingebunden, was der leidenschaftlichen Musik zu Gute kommt.
Stimmlich überzeugt Jonas Kaufmann. Er ist absolut präsent, bietet eine beeindruckende Charakterzeichnung der jeweiligen Protagonisten. Sein Johnson aus La fanciulla del west ist nicht nur ein kleiner Ganove, sondern einer, der in diese Rolle hineingeraten ist, dem in Minnie die Liebe begegnet und der sich nun schämt, ihrer Liebe nicht gerecht geworden zu sein. In den beiden Arien auf der CD kommt er ganz zu sich selbst, rechnet schonungslos mit sich ab. Das ist großartig gesungen und dargestellt (wie man auf der DVD zu der Oper sehen kann). Von Avete torto aus Gianni Schicchi bin ich begeistert. Das Hören macht hier solchen Spaß. Jonas Kaufmann singt die Arie mit spürbarer Lust und es ist, als ob eine Figur aus der Commedia dell’arte lebendig würde.
Ich habe nur diese Arien herausgegriffen, aber auch alle anderen sind großartig gesungen (einschließlich der berühmten aus Tosca oder Turandot) und nicht nur das: Immer zeichnet der Sänger auch den Charakter der jeweiligen Bühnenfigur. Jonas Kaufmann erzählt Geschichten, er singt nicht einfach nur schön. Schön kann schnell leer und langweilig sein. Und das ist er in keinem Fall. Seine Charakterzeichnungen suchen ihresgleichen. Sie sind herausragend und in jeder Hinsicht überzeugend.
Wer bislang Edgar, Le Villi oder Il tabarro nicht kannte, hat die Gelegenheit Puccini noch einmal in seinen Jugendwerken kennenzulernen. Und wird es nicht bereuen. Orchester und Dirigent Antonio Pappano sind ebenfalls großartig. Sie bilden mit dem Sänger zusammen ein stimmiges Ganzes.
Es gibt noch eine DVD – Ein Abend mit Puccini. Die ist ebenfalls empfehlenswert, zudem enthält sie auch eine Art Puccini-Biographie. Und da kann man dann begeistere Italiener erleben, die ihn mit Applaus nahezu überschütten.
Sony Classical - 2016 - CD / DVD
1073
Kling, Marc-Uwe
Die Känguru-Chroniken - Hörbuch
Live-Mitschnitt, Mai 2012 Mehringhof-Theater Berlin
Marc-Uwe Kling - Die Känguru-Chroniken - Hörbuch
Marc-Uwe Kling ist deutscher Poetry-Slam-Meister und gewann mit seinen Geschichten über seine Känguru-WG verschiedene Kabarett-Preise, den Deutschen Radiopreis und den Deutschen Hörbuchpreis.
Inhalt
„Wer mit einem Känguru befreundet ist, hat wahrscheinlich auch eine Giraffe als Nachbarn. Oder war's ein Pinguin?“
Kein Gaul, wie bei Christian Morgenstern, sondern ein Känguru steht vor der Tür. Erst leiht es sich Eier aus, dann Salz sowie Milch und Mehl. Die Pfanne und das Öl werden auch weiter gereicht ebenso wie Schneebesen und Schüssel. Der Herd ist leider zu sperrig. Deshalb zieht das Känguru gleich bei Marc-Uwe ein. Und sein Leben ist ab diesem Zeitpunkt nie mehr langweilig. Allerdings muss er ab sofort jede Menge Schnapspralinen im Haus haben und sich mit apokryphen kommunistischen Manifesten herumschlagen. Zu Beginn klingt alles ganz harmlos, dann aber nimmt die Sache Fahrt auf und wird ganz schön intelligent, witzig, lustig, nachdenklich, politisch und ziemlich spannend, Wortspiele und Absurditäten natürlich inbegriffen.
Ich stieß eher zufällig auf das Hörbuch, weil ich ein Geschenk suchte. Ich habe es dann aber lieber erst einmal selbst gehört. Und es machte so viel Spaß, dass ich es behalten musste. Wer sich intelligent unterhalten will, der sollte sich zumindest den ersten Teil der Chroniken zulegen. Die weiteren Teile sind nicht so eingängig, sondern noch verrückter, aberwitziger, frecher und absurder, aber sicherlich etwas für Freunde und Liebhaber des Kängurus.
Hörbuch Hamburg - 2012 - Audio-CD
1103
Kyra Steckeweh, Tim van Beveren
Komponistinnen: Mel Bonis, Lili Boulanger, Fanny Hensel, Emilie Meyer
Kyra Steckeweh
Eine Dokumentation von Kyra Steckeweh und Tim van Beveren
Komponistinnen
Eine Pianistin und ein Filmemacher auf Spurensuche
Kyrah Steckeweh (*1984 in Bonn) ist eine deutsche Pianistin. Sie setzt sich sehr für die Aufführung unbekannter Stücke sowie insbesondere für Komponistinnen ein. Sie betreibt dabei aufwändige Suchen in Archiven und spielt oft Werke nach Autographen, d.h. aus unveröffentlichten Werken. Sie ist freischaffende Pianistin.

Tim van Beveren (*1961 in Düsseldorf) ist ein deutscher Journalist, Sachbuchautor, Filmregisseur und Filmproduzent, oft im Bereich Luftfahrt.
Komponistinnen: Mel Bonis, Lili Boulanger, Emilie Meyer und Fanny Hensel
Hand aufs Herz: Kennen Sie Komponistinnen und wenn ja, welche? Ich war schon einigermaßen stolz, dass mir ein paar Namen einfielen: Hildegard von Bingen, Clara Schumann, Fanny Hensel, Lili Boulanger und ihre Schwester Nadja, Sofia Gubaidulina. Kannte ich Werke dieser Frauen? Außer einigen von Hildegard von Bingen und Sofia Gubaidulina nicht wirklich. Hatte das eine oder andere Stück evtl. mal gehört, mich aber nicht weiter interessiert.
Als ich für ein Projekt mit Gedichten von Frauen dazu passende Musik suchte, fielen mir zuerst lauter Komponisten ein. Dann dachte ich, hm, da sollte ich mich vielleicht doch mal nach Komponistinnen umschauen. Dabei fiel mir diese DVD auf. Ich las die Beschreibung, die sprach mich an und - schnell entschlossen - bestellte ich sie. Ich habe diese Erwerbung nicht bereut.
Die oben genannten Komponistinnen werden vorgestellt mit ihrer Geschichte in ihrer Zeit. Dabei wird klar, wie benachteiligt die Frauen (bis auf Lili Boulanger) in der Gesellschaft waren. Selbst wenn sie anfangs durch die Familie eine gewisse Förderung erfuhren, änderte sich das für sie, wenn sie heranwuchsen und dann, der Zeit entsprechend, auf ihre Rolle als Frau und Mutter reduziert wurden. Nach Höherem zu streben blieb den Brüdern (wie bei Fanny Hensel) oder generell Männern vorbehalten. Insofern beschränkte sich die Ausbildung der jungen Frauen auf den Bereich der Kammermusik oder auf Solowerke, hauptsächlich für Klavier – das gehörte noch gerade zum Kanon der weiblichen Erziehung im 19. Jahrhundert beispielsweise. Weitergehende sinfonische Werke zu schreiben verlangte ein Kompositionsstudium an einer Akademie, das – vor allem in Deutschland – Männern vorbehalten war. In Frankreich war die Situation ab der Mitte des 19. Jahrhunderts ein wenig anders. Frauen durften das Konservatorium besuchen. Aber ansonsten blieb es bei den Beschränkungen in und durch die Familie. Das vorherrschende Frauenbild verlangte es so.
Und sie komponierten doch!
Wie die auf der DVD vorgestellten Frauen auf die Einschränkungen reagierten, sie teilweise umgingen, wie sie es schafften, dennoch Werke hervorzubringen und warum es sich lohnt, sich mit ihnen zu beschäftigen und die Musik zu hören – das erzählen Kyra Steckeweh und Tim van Bevern spannend, sachkundig und höchst informativ. Schauplätze werden aufgesucht, mit Nachfahren gesprochen, die Frauen kommen – sofern sie sich selbst geäußert haben - zu Wort ebenso wie Expertinnen, die zu ihnen forschen und es gibt viele Musikbeispiele.
Je mehr ich mich mit dem Thema beschäftige, umso beeindruckter bin ich. Und zeitweise auch richtig zornig. Wie konnte und kann man es heute wagen, Komponistinnen so sträflich zu vernachlässigen? Die großen Interpreten und Interpretinnen konzentrieren sich bis heute viel zu sehr auf die sowieso bekannten und überaus oft aufgeführten Werke von berühmten Komponisten. Wenn neuere Stücke aufgeführt werden, dann sind manchmal Frauen dabei, aber eher weniger. Meistens sind es Kompositionen von Männern. Das muss sich ändern, ändert sich wohl auch langsam. Aber immer noch viel zu langsam.
Die Stücke müssen ihren Platz im Konzertgeschehen bekommen. Aber nicht, weil sie von Frauen sind. Sondern weil sie gut sind. Sehr gut sogar. Und es gibt noch so viele Komponistinnen zu entdecken. Es gibt sie. Aber man/frau muss sie auch suchen.
Zu der DVD gibt es eine CD gleichen Titels, eingespielt von Kyra Steckeweh.
Tipps mit Werken von Komponistinnen
Isata Kanneh-Mason: Romance – The piano music of Clara Schumann, Decca 2019, mit einem Klavierkonzert und verschiedenen Romanzen und anderen Stücken. Isata Kanneh-Mason erhielt den Opus Klassik 2020 im Bereich Nachwuchskünstlerin. Sie stammt aus einer Musikerfamilie und ist mit ihren Geschwistern in Großbritannien unter "The Kanneh-Masons" sehr bekannt.
Lauma Skride: Fanny Mendelssohn-Hensel: The Year (Das Jahr), 12 Charakterstücke, Sony classical 2007 zusammen mit NDR-Kultur. Die Stücke umfassen die Monate Januar bis Dezember und einen Epilog. Sie entstanden im Zusammenhang mit einer Italienreise der Komponistin.Die Pianistin Lauma Skride stammt ebenfalls aus einer Musikerfamilie. Ihre Schwester Baiba ist eine berühmte Geigerin.
Judith Pfeiffer: Werke von Clara Schumann, Germaine Tailleferre, Cécile Chaminade, Fanny Hensel, Lili Boulanger u.a., erschienen bei: Dreyer Gaido 2001. Judith Pfeiffer ist Pianistin.
Emile Naoumoff: In Memoriam Lili Boulanger, Works by Lili und Nadia Boulanger and Emile Naoumoff, Marco Polo 1993. Emile Naoumoff ist ein bulgarischer Pianist und Komponist
Dran bleiben - es lohnt sich!
Es gibt mittlerweile eine Reihe von Aufnahmen mit Werken von Komponistinnen in sehr guter Qualität. Bleibt zu hoffen, dass die Frauen mit ihren Werken endgültig aus ihrer Nische herausgeholt und aufgeführt werden. Es lohnt sich in jedem Fall. Und es gibt noch so viel großartige Komponistinnen zu entdecken. Ich jedenfalls bleibe auf und in dieser Spur.
Tvbmedia produktions Berlin - 2019 - CD / DVD
1118
Lautten Compagney, Wolfgang Katschner, Asya Fateyeva, Saxophon
CD – Time Travel
Ensemble für Alte und Neue Musik
Die Lautten Compagney mit Wolfgang Katschner gehört zu den renommiertesten und kreativsten Alte-Musik-Ensembles. Gegründet noch zu DDR-Zeiten, 1984, besteht das Ensemble bis heute und erfreut sich diverser Erfolge. Viele KünstlerInnen arbeiten mit ihnen gerne zusammen: Dorothee Mields, Simone Kermes u.a.

Asya Fateyeva, geboren auf der Krim, kann ein weites Spektrum an Musik aufweisen. Musikstudium teilweise in Köln, diverse Preise für ihr Saxophonspiel. Ihre Ausbildung vereint die russische Tradition mit der klassischen Schule des französischen Saxophon-Spiels. Lehrt zurzeit in Hamburg.
Zaubern und verzaubern
Alt und neu – friedlich, freudvoll und sehr lebendig beieinander, miteinander und untereinander – die Mischung macht's. Und die stimmt hier: Beatles und Henry Purcell, Alte Musik Ensemble und Saxofon. Unglaublich wie Beatles und Purcell zusammenpassen. Lustiges, witziges, rhythmisches Zaubern. Meisterzauber eben.
Freude, schöner Götterfunken
Die Funken sprühen hier, ob bei Henry Purcell, dem Popstar des ausgehenden 17. Jahrhunderts, oder bei den Beatles mit John Lennon und Paul McCartney. Dazu das Saxophon, von Adolphe Sax im Jahre 1846 in Paris zum Patent angemeldet, meisterhaft gespielt von Asya Fateyeva. Hier vermischen sich die Stile, die Instrumente, die Zeiten - bei Time Travel passt alles. Reine Freude und viel Spaß beim Zuhören gerantiert. So ist das eben bei Götterfunken.
Sony / Deutsche Harmonia Mundi - 2021 - CD / DVD
1108
Lenaerts, Annaleen
Annaleen Lenaerts – Nino Rota – Werke für Harfe
Adrien Petruchon, Dirigent
Brussels Philharmonic, Otto Berolez, Konzertmeister
Emmanuel Pahud, Flöte
Annaleen Lenaerts – Nino Rota – Werke für Harfe
Einzeln und im Team - Solistin/Solist und Orchestermitglieder
Annaleen Lenaerts, geb. 26. April 1987, ist eine belgische Harfenistin. Seit 2010 ist sie Soloharfenistin bei den Wiener Philharmonikern. Sie tritt als Solistin zudem mit namhaften Orchestern auf, z.B. dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem Mozarteumorchester Salzburg, dem Collegium Musicum Basel, den Brüsseler Philharmonikern und dem Orchestre national de Belgique. Verschiedene Veröffentlichungen als Solistin mit Werken von Bach, Chopin, Liszt, Robert Schumann, Reinhold Glière, Joaquin Rodrigo u.a.m. Neben verschiedenen anderen Auszeichnungen erhielt sie 2019 den Opus-Klassik in der Kategorie "Klassik ohne Grenzen"

Emmanuel Pahud, geb. 27. Januar 1970 in Genf, Schweiz. Ab 1992 mit Unterbrechungen Soloflötist der Berliner Philharmoniker, seit 2002 wieder Mitglied des Orchesters. Vielfach ausgezeichnet, allein 7x mit dem Echo-Klassik, zuletzt 2015. Sein Repertoire umfasst Werke von der Barockmusik bis hin zu zeitgenössischen Kompositionen. Er tritt zudem als Solist mit wichtigen Orchestern und Solokünstlerinnen und – Künstlern auf. 1993 gründete er mit dem Pianisten Eric Le Sage und dem Klarinettisten Paul Meyer das insgesamt sechsköpfige Ensemble "Les Vents Français".
Nino Rota – Reine Emotionen, ein Hauch Nostalgie, Optimismus und gesunder Humor
So beschreibt Annaleen Lenaerts die Werke des Komponisten Nino Rota (geb. 1911 in Mailand, gest. 1979 in Rom). Internationale Bekanntheit erlangte er mit Filmmusiken zu Werken von Luchino Visconti, Federico Fellini, Francis Ford Coppola, Lina Wertmüller oder Franco Zeffirelli. Für seine Musik zu Der Pate II erhielt er 1975 einen Oscar und den Golden Globe Award. Obwohl er sich zeitlebens als klassischer Komponist verstand, wurde er vor allem durch seine Filmmusiken bekannt. Insgesamt schrieb ca. 150 Filmmusiken, mehrere Opern, Ballett- und Bühnenkompositionen, drei Sinfonien, Klavierkonzerte, Kammermusik, ein Werk für Harfe u.a.m.
Für diese CD wurde das Harfenkonzert ausgewählt sowie verschiedene Sonaten für Flöte und Harfe, dazu Musik aus Filmen wie Der Pate, Tod auf dem Nil, die La Dolce Vita-Suite, Romeo und Julia sowie The Taming of the Shrew (Der Widerspenstigen Zähmung) .
"Richtige Juwelen"
Für Annaleen Lenaerts sind Rotas Werke für Harfe „richtige Juwelen", egal um welche Komposition es sich handelt und sie vermutet, er habe selbst Harfe spielen können, „denn er lässt die Harfe mit einer unglaublichen Leichtigkeit auf ihre natürlichste Weise erklingen, ohne dabei technischen Herausforderungen aus dem Weg zu gehen, und immer seinem eigenen Stil treu bleibend." (Auszug aus dem Booklet)
Die musikalische Sprache ist einfach, doch hinter ihr verbirgt „sich dennoch oft ein innerlicher Kontrast“ (Zitat Booklet). „Er kann mit der größten Zwanglosigkeit eine leichte, frivole Melodie auch melancholisch klingen lassen, festlichem Getöse einen schwermütigen Charakter verleihen, oder einer altmodischen Melodie im Handumdrehen neues Leben einhauchen." (Zitat Booklet) Seine Musik erinnert an „einen Film ohne Bilder".
Rundum gelungene Aufnahme
Annaleen Lenaerts und ihre Mitstreiter verstehen sehr gut die geschilderten Erfahrungen und Einschätzungen umzusetzen und die Hörer und Hörerinnen in die Musik hineinzuziehen. Mich sprechen vor allem die Sonaten an, in denen sie mit Emmanuel Pahud diese Musik nicht nur zum Klingen, sondern auch zum Blühen bringen. Sie sind meine Highlights, denn die beiden Solisten sind einfach großartig.
Eine rundum gelungene Aufnahme, die die Vielseitigkeit und das Können des Komponisten eindrücklich hörbar machen. Und davon abgesehen, bereitet die Aufnahme einfach Freude. Botschaft angekommen.
Auch die anderen Alben von Annaleen Lenaerts mit Werken von Robert Schumann, Copin/Liszt oder Reinhold Gliére und anderen Komponisten sind sehr hörens- und empfehlenswert.
Warner Classics - 2019 - CD / DVD
1009
Livaneli, Zülfü
Efsane Konserler (Live)
Mitreißend, nachdenklich, melancholisch, lebensbejahend - einfach gut
Zülfü Livaneli ist ein türkischer Buchautor, Filmemacher, Sänger und Komponist. Ich kenne ihn von zwei seiner Bücher (Glückseligkeit und Serenade für Nadja - unbedingt empfehlenswert) und war neugierig auf seine Musik. Ich verstehe leider kein Türkisch und Übersetzungen seiner Texte bzw. der Texte z.B. von Nazim Hikmet, die er verwendet, sind nicht einfach zu finden. Es gibt einige, aber man muss danach suchen. Manche Texte gibt es unter Lyrics u.a. in englischer Übersetzung, aber sie sind nur bedingt hilfreich. Ich muss mich also ganz auf die Musik einlassen, ihre Stimmung und das, was sie mir vermittelt über die Unmittelbarkeit des Hörens.
Ich bin sehr beeindruckt - ich mag orientalische bzw. türkische Musik - und es fällt mir überhaupt nicht schwer, mich auf Livanelis Musik einzulassen. Manches erinnert an griechische Klänge, was nicht weiter verwunderlich ist, wenn man seine Beziehung zu Mikis Theodorakis bedenkt und seine Bemühungen um Verständigung zwischen den Völkern. Irgendwie meine ich, aus seiner Stimme, aus seiner Musik seine humanistische Gesinnung herauszuhören. Es ist eine nachdenkliche Stimme, oft melancholisch. Viele Lieder sind sehr rhythmisch, dann wieder leise. Das Publikum singt oft mit, was aber eine schöne Ergänzung ist, ebenso die raue Frauenstimme, die bei vielen Liedern begleitet.
Welches Lied mich am meisten anspricht? Schwer zu sagen. Aber beim ersten Anhören hat mich sofort Yigidim aslanim berührt. Ich habe dann nach dem Text bzw. der Übersetzung gesucht und bin fündig geworden. Es ist ein Gedicht auf Nazim Hikmet und andere Verfolgte der Diktaturen in der Geschichte der Türkei. Merkwürdig, was man, auch ohne die Worte zu kennen, spüren kann. Verschiedene Texte sind von Yasar Kemal, Nazim Hikmet, Federica Garcia Lorca u.a. Die Musik ist von Zülfü Livaneli.
Ida Müzik - 2006 - Audio-MP3
1057
L'Orchestre de Louis XIII
L'Orchestre de Louis XIII - Recueil de plusiers airs par Philidor l'Aisé
Le Concert des Nations
Manfredo Kraemer, concertino
Jordi Savall
Von Ludwig XIV weiß man, wie Musik begeistert er war. Aber auch sein Vater, Ludwig XIII, „liebte die Musik … er hört aufmerksam zu … ganz hingerissen und begeistert … er saß reglos da und hörte den Stimmen und der Lautenmusik, man kann ihn nicht wegziehen, so aufmerksam ist er … Er hatte den Lautenspieler Indret und den Geiger Boileau bei sich, die während seiner Mahlzeiten und … um ihn in den Schlaf zu wiegen spielten.“ So schrieb sein Arzt Jean Héroard in sein Tagebuch. Louis XIII lernte Laute, Geige und Gesang. Und obwohl er sich wenig zum Tanz hingezogen fühlte, kannte er doch die zu seiner Zeit beliebtesten Hoftänze wie Braulen, Sarabanden, Bourrées, Couranten usw. Auch komponierte er selbst z.B. die Musik zu einem Ballett und vertonte vier Psalmen, Kompositionen, die heute verschollen sind.
Jordi Savall und sein Ensemble haben für die vorliegende CD Stücke u.a. aus einem Manuskript aufgenommen, dem „Recüeil de Plaisieurs vieux Airs faits aux Sacres Couronnements Mariages et autres Solenmitez faits sons les Regnes de Francois 1er Herry 3, Henry 4 et Louis 13 avec plusieurs Concerts faits pour leurs divertissement Recueillis par Philidor l'Aisné en 1690.“ (Sammlung von mehreren alten Weisen anlässlich Inthronisationen, Krönungen, Hochzeiten und anderen Feierlichkeiten unter der Regierung von Franz I., Heinrich III., Heinrich IV. und Ludwig XIII. mit mehreren Konzerten zu Ihrem Vergnügen, zusammengestellt im Jahre 1690 von Philidor dem Älteren)
Diese alten Stücke hören sich gar nicht so alt an. Sie sind schwungvoll, tänzerisch – wie bei Tänzen nicht anders zu erwarten. Man kann tatsächlich zu der Musik tanzen. Ich mag besonders die Tracks 20-27. Es sind allesamt Tänze, die bestimmten Gruppen oder Nationalitäten zugeordnet sind, darunter: Le Suisses, Les Suissesses, Les Garcons, Les Bergers und Les Ameriquains. Sind die einen sanft, zärtlich, so sind die anderen schwungvoll, temperamentvoll, insbesondere Les Ameriquains. Sie machen einfach Spaß. Ganz besonders liebe ich Track 34, Libertas, und Track 36 „A l'Impero d'Amore“. Sie sind so sanft, so zärtlich, ein wenig verträumt.
Die CD ist für Liebhaber dieser Art von Musik eine reine Freude. Und das Booklet ist wie immer bei Jordi Savall sehr sorgfältig gemacht.
Alia Vox - 2002 - Audio-CD
1107
Melua, Katie
Katie Melua – In Winter
Gori Women‘s Choir, Conductor Teona Tsiramua
Joel und Tim Harries, Drums, Bowed Double Bass, Percussion
David Coulter, Saw
Katie Melua, Gesang, Piano, Guitar
Katie Melua - In Winter
Sängerin, Songwriterin, Musikerin
Ketevan (Katie) Melua (geb. 16. September 1984) ist eine Sängerin, Songwriterin und Musikerin britisch-georgischer Abstammung. Sie wuchs zunächst in Tiflis, Moskau und anderen Orten auf, bis sie mit ihrer Familie 1993 ins nordirische Belfast übersiedelte. Ihr Vater war Herzchirurg, die Mutter Krankenschwester. Er hatte sich weltweit als Arzt beworben, weil die Lebensumstände in Georgien wegen des Bürgerkrieges zu unsicher geworden waren. Ein Angebot nach Nordirland an ein Krankenhaus in Belfast nahm er an. Hier bekamen sie die Auseinandersetzungen im Nordirland-Konflikt mit. Später zog die Familie nach Südostengland. Katie Melua absolvierte ihre Schulausbildung mit Auszeichnungen. Sie besitzt die englische und die georgische Staatsbürgerschaft.

Bei einer Castingshow und anschließenden Fernsehauftritten entdeckte sie der Produzent und Komponist Mike Bett, der sie erfolgreich in die Charts brachte. CD-Alben wie „Call Off The Search“, „Piece by Piece“, „Pictures”, “The House”, “ Secret Symphony” und “Ketevan” waren sehr erfolgreich. Insbesondere ihr Song „Nine Billion Bicycles“ wurde ein Welthit. Mittlerweile ist sie ein Weltstar, der auch in Deutschland sehr bekannt und beliebt ist. Sie schreibt auch eigene Texte. Ihr sechstes Album „In Winter“ produzierte sie zum ersten Mal selbst.
Winter- und Weihnachts - CD
Die CD umfasst 10 Songs mit eher nachdenklichem, meditativem Inhalt, sowohl bezüglich der Texte als auch der Musik. Die Instrumentation ist sehr zurückgenommen. Die Sängerin spielt selbst die Akustikgitarre, manchmal wirken wenige weitere Musiker mit. Der „Gori Women’s Choir“ (georgischer Frauenchor) bildet den stimmungsvollen Hintergrund für die Stücke. Die Sängerinnen wirken teilweise wie ein Orchester, wie eine Instrumentalbegleitung. Die Stücke erinnern an die georgische Heimat Katie Meluas, sie steuert aber auch eigene Songs bei. Bei den Stücken aus Georgien ist der Chor stärker im Vordergrund.
Zurück zu den Wurzeln
2014 hörte Katie Melua den Gori Women’s Choir zum ersten Mal: „When I first heard the Gori Women’s Choir in 2014, I was blown away by the sound of their voices. I’d never heard such ability to hold this type of intensive focus on a single note before.” Die 24 Sängerinnen beeindruckten sie durch ihre Fähigkeit des intensiven Singens, ihren Fokus auf eine einzige Note zu legen. Sie wünschte sich, mit diesem Chor eine Platte zu machen. Die Aufnahmen fanden zwischen 2015 und 2016 statt. Katie Melua produzierte diese CD in Eigenregie. Ihrem bisherigen Producer Mike Bett war sie wohl nicht kommerziell genug. Es gibt eine Reihe von Fans, die nicht alle ihre Facetten mittragen wollen und lieber auf Platten bestehen, die entweder mehr in Richtung Pop oder auch Jazz gehen. Sie bedient beide Richtungen, möchte sich aber nicht auf eine bestimmte festlegen lassen. Mit „In Winter“ zeigt sie ihre Vielseitigkeit und Offenheit.
Ungewöhnlich, beeindruckend, meditativ
Ich hörte Teile von dieser CD zum ersten Mal in meiner Lieblings-Musiksendung „KlickKlack“ des BR. Ich war erstaunt, dass eine Platte von Katie Melua vorgestellt wurde. Aber schnell war ich sehr angetan von den Stücken und dem Chor. Das war einmal etwas ganz anderes. Ähnlich wie Katie Melua selbst war ich von diesem Frauenchor und der Art des Singens begeistert. Sie wirken tatsächlich wie ein Orchester. Solch eine Art des Singens sprach mich total an. Also kaufte ich die CD und habe es nicht bereut. Ich mag alle Stücke auf der CD, aber besonders die mit georgischem Hintergrund wie The Little Swallow, If You Are So Beautiful oder Nunc Dimittis (All Night Vigil) aus der russisch-orthodoxen Nachtvigil in der Bearbeitung von Sergei Rachmaninoff. Sie sind absolut beeindruckend, aber auch Cradle Song aus Rumänien, River von Joni Mitchell und Plane Song von Katie Melua und Don Black.Katie Meluas klare, reine Stimme und die Stimmen des Chores passen sehr gut zusammen.
Lieder aus der Stille
Eine meiner liebsten Winter- und Weihnachts-CD’s. Warmherzig, sanft, stimmungsvoll. Der Chor eine wundervolle Entdeckung. Sängerin und Chor bilden eine Einheit. Eine schöne, gelungene CD für die besinnlichen Stunden und Zeiten im Leben. Für Herz und Seele
BMG (Warner) - 2016 - CD / DVD
1067
Mozart
The 5 Violin Concertos - Sinfonia Concertante
Dirigent: Nikolaus Harnoncourt
Wiener Philharmoniker
Solisten: Gidon Kremer, Violine, Kim Kashkashian, Viola
Eine Begegnung für's Leben
Mit dieser CD lernte ich Nikolaus Harnoncourt kennen. Gekauft hatte ich sie, weil ich den Geiger Gidon Kremer schon gehört hatte und mochte. Ich suchte damals nach Mozarts Violinkonzerten. Und da kam diese CD mir gerade recht. Ich kaufte sie also, nicht ahnend, was da auf mich zukam.
Ich legte die CD in den Player, die Musik begann. Nach den ersten Takten war mir, als würde ich um 180 Grad gedreht. Wow, dachte ich, ist das Orchester Klasse. Das hat ja wirklich was zu sagen, das ist ja eine Person und nicht nur dazu da, den Solisten zu begleiten und nicht weiter zu stören. Ich war absolut hingerissen. Das war eine ganz andere Art Musik. War das spannend und unglaublich lebendig. Und dann das Zusammenspiel mit dem Solisten. Die spielten ja wirklich zusammen, die redeten miteinander, die hörten aufeinander. Das war eine völlig neue Erfahrung für mich.
Ich brauchte einige Zeit, bis mir aufging, dass der Dirigent auch etwas damit zu tun hatte. Und noch ein wenig länger, bis ich verstand, wen ich da entdeckt hatte. Nikolaus Harnoncourt wurde für mich der Dirigent, der lebendigste, der spannendste, der temperamentvollste, der intelligenteste, der rhythmischste – mit einem Wort, der wichtigste. Alle anderen interessierten mich vorderhand nicht mehr. Mit ihm entdeckte ich ein ganzes Universum an Musik. Er ist reines Feuer, intuitiv, intensiv, hohe Ideale und klare Erkenntnis, Gefühl und Verstand kommen bei ihm zusammen. Mit ihm geht es hinaus aufs offene Meer, da kann auch mal ein Sturm kommen, da gibt es Gefahren, das kostet etwas, viel, alles, was man zu geben hat. Aber in der Regel kommt man im sicheren Hafen wieder an. Er ist ein guter Kapitän. Man geht mit ihm nicht unter. Aber Mut muss man haben, alles wagen, so wie er. Er geht unter die Haut. Das muss man aushalten (wollen).
Mir war, als wäre er eine Antwort auf mich selbst. Er hat es sich und anderen in seinem Leben nicht leicht gemacht, sein Verhältnis zur Musik war existenziell, Musik nicht als Genussmittel für Gourmets oder Gourmands, sondern lebenswichtig und das Gegenteil von beliebig. Da kann man anecken. Und er machte immer alles anders. Sein Mozart ist nicht der Rokoko-Rauschegold-Engel, der sich von Kronleuchter zu Kronleuchter schwingt, nicht das mehr oder weniger verrückte Wunderkind. Bei ihm darf Mozart erwachsen sein, einer, der genau weiß, was er kann und wie er es macht, Mozart, einer der größten und tiefsten Komponisten, dramatisch, traurig, heiter, verspielt, temperamentvoll und voller Lebensfreude, und neu, immer wieder neu. Das haben dann auch andere verstanden. Erst großes Theater, wie kann der nur, was macht der da, und dann machen sie ihn nach. Wie ein Kritiker das einmal ausdrückte: „Erst der leibhaftige Gottseibeiuns, und dann der heilige Nikolaus.“ So kann's gehen.
Gidon Kremer, der Nachdenkliche, der Menschliche, der Kluge
Sein Spiel ist klar und rein, sensibel und gleichzeitig kraftvoll, ohne jede Attitüde, nur dem Werk und dem Komponisten verpflichtet. Solist, Orchester und Dirigent werden eins, sie atmen zusammen. In seinem Buch „Obertöne“ (1997, Residenzverlag, Salzburg, Wien) schreibt er über die Aufnahme der Konzerte, bei der er zum ersten Mal Nikolaus Harnoncourt begegnete (S. 136ff):
„Noch nie habe ich die Einleitung zu KV 364, der genialen „Sinfonia concertante“, so dramatisch, so differenziert gehört. Und im Orchester überzeugte wirklich alles. Man wollte als Solist nur eines - den Maestro und Mozart natürlich nicht im Stich lassen. Bei den Versuchen der Annäherung an die anderen Konzerte und später an die Werke von Beethoven, Schumann und Brahms entwickelte sich eine Freundschaft zwischen uns. Je mehr man mit Harnoncourt in Kontakt kommt, desto mehr wird man sich all dessen bewusst, was man aus der Beziehung noch wird schöpfen können. Ich gewann das Gefühl, dass mir unaufdringlich der Schlüssel zu einer Geheimtür für Verborgenes in die Hand gelegt wurde. Nikolaus sagte einmal: Es gibt kein zu langsames oder zu schnelles Tempo, sondern nur das eine, das richtige.“
Und Harnoncourt sagte über Gidon Kremer: „Die Sicherheit ausgetretener Pfade scheint ihm nichts zu bedeuten. Stets auf der Suche, nie am Ziel, hat er wohl erkannt, dass letzte Schönheit und Sicherheit einander nicht vertragen – dass der Name dieser letzten Schönheit vielleicht Wahrheit ist.“
Da sind sie sich wohl sehr nahe. In ihrer beider Interpretation offenbaren sich Größe und Tiefe der wunderbaren Sinfonia concertante aufs Schönste. Und dabei darf natürlich die Dritte im Bunde nicht unerwähnt bleiben: Kim Kashkashian. Sie steht den beiden anderen in nichts nach. Und alle zusammen eröffnen dieses Wunderwerk einem geneigten und offenen Ohr.
Die Aufnahme ist von 1984 bzw. 1986. Sie ist alles andere als alt, sondern immer noch und immer wieder neu und frisch, Zeit spielt hier keine Rolle.
Es gibt auch eine DVD, erschienen bei Deutsche Grammophon, 2006. Wie jung sie da alle sind, voller Leidenschaft für die Musik, enthusiastisch, ernst und idealistisch.
Deutsche Grammophon - 1984/1986 - Audio-CD
1092
Olaffson, Vikingur
Vikingur Olaffson - Debussy - Rameau
Vikingur Olaffson, Piano
Island trifft Frankreich - ein Gipfeltreffen in gemalten Tönen
Víkingur Heiðar Ólafsson (* 14. Februar 1984 in Reykjavík, Island) ist ein isländischer Pianist. Neben dem so genannten klassischen Repertoire (Bach, Schumann, Debussy etc.) ist ihm die zeitgenössische Musik sehr wichtig, was er mit verschiedenen Einspielungen u.a. Philipp Glass unter Beweis stellt.
Claude Debussy (1862-1918 – Jean-Philippe Rameau (1683-1764)
Ich hatte die Gelegenheit, drei Stücke von der CD vorab zu hören. Und sofort war mir klar: Die muss es sein.
Es ist unglaublich, wie leicht, wie brillant, wie virtuos Víkingur Ólafsson die Stücke spielt. Dabei wirkt er im besten Sinne respektlos, d.h., er erstarrt nicht in Anbetung, er spielt die Stücke, als seien sie das Normalste der Welt, unbefangen, natürlich, klar und verständlich, ohne Attitüde, ohne Tamtam. Und sie wirken, und wie sie wirken. Jedes einzelne sorgfältig erarbeitet, so gut, dass man die Arbeit dahinter vergisst und sich diesen Tönen überlässt.
Die CD macht einfach Spaß und Freude.
Ist witzig, verspielt, ernst, heiter, nachdenklich, übermütig, sanft und leidenschaftlich. Da spielt jemand, der nicht nur ein Meister des Klaviers und der Interpretation ist, sondern einfach unglaublichen Spaß an dem hat, was er tut.
Welche Stücke ich besonders mag? Schwer zu sagen, sie gefallen mir alle. Vielleicht eines meiner liebsten Stücke von Debussy (wohl auch eines seiner bekanntesten): Preludes/Book 1, L. 117: 8, La fille aux cheveux de lin. Das spielt er so sanft, so intim, zärtlich, weich, verträumt, wie ein ganz früher Frühlingsmorgen, noch ganz unberührt von allem, nur um seiner selbst willen da. Oder auch „The arts an the hours“ von Rameau – so zart, nachdenklich, liebevoll. Oder „Les tendre plaintes“, vom gleichen Komponisten. Diese Stücke hatte ich, wie oben schon erwähnt, vorab gehört und sie gefielen mir außerordentlich. Die anderen entdecke ich gerade, wie z.B. „Les Cyclopes“ von Rameau. Das ist wie eine Aufforderung, aufzuspringen und mit herumzutollen.
Gegensätze ziehen sich an
Spannend die Gegenüberstellung dieser beiden Komponisten aus dem 17./18. und 19./20. Jahrhundert. Sie passen jedoch sehr gut zusammen. Wie Bach wirkt auch Rameau bei Ólafsson gar nicht alt, sondern frisch und ganz neu. Er erinnert mich übrigens sehr an Bach. Diese CD macht mich glücklich.
In dem der CD beiliegenden Booklet beschreibt der Künstler seine Sichtweise auf die Stücke, was ihn an ihnen gereizt und was ihm bei seiner Auswahl wichtig war.
Deutsche Grammophon - 2020 - CD / DVD
1091
Olafsson, Vikingur
Vikingur Olafsson – Johann Sebastian Bach
Víkingur Ólafsson, Piano
Der Pianist aus dem hohen Norden
Víkingur Heiðar Ólafsson (* 14. Februar 1984 in Reykjavík, Island) ist ein isländischer Pianist. Neben dem so genannten klassischen Repertoire (Bach, Schumann, Debussy etc.) ist ihm die zeitgenössische Musik sehr wichtig, was er mit verschiedenen Einspielungen u.a. Philipp Glass unter Beweis stellt.
Johann Sebastian Bach - so alt, so modern
Natürlich war es wieder meine Lieblingssendung „KlickKlack“, durch die ich auf Víkingur Ólafsson aufmerksam gemacht wurde. So jung, so brillant, so selbstbewusst und klar – das hat mich beeindruckt. Und Bach klingt bei ihm natürlich, witzig, frisch, spannend und vor allem überaus modern. Keine Musik von gestern oder gar vorgestern. Nein, Musik für hier und heute. Das mag daran liegen, dass Víkingur Ólafsson den Komponisten ganz für sich entdeckt hat und ihm zwar sehr achtsam begegnet, aber sich nicht in Devotion verliert. Nichts scheint schwer, nichts gewollt, tief, ohne tiefsinnig sein zu wollen, nachdenklich, intensiv - so, als gehörte Bach zu Víkingur Ólafsson einfach dazu.
Der CD liegt ein sehr persönlich gehaltenes Booklet mit einem Text von Víkingur Ólafsson bei, in dem er seinen Zuganz zu den Musikstücken und seine Beziehung zu ihnen erläutert.
Bach – ein alter Komponist für junge und junggebliebene Heutige. So ist’s recht.
Deutsche Grammophon - 2018 - CD / DVD
1068
Perahia, Murray
Mozart Klavierkonzerte - Gesamtaufnahme
Solist und Dirigent: Murray Perahia
English Chamber Orchestra
Ich habe Mozarts Klavierkonzerte vor vielen Jahren durch und mit Murray Perahia kennengelernt. Nun habe ich die Aufnahme wieder hervorgeholt und, wie ich es empfinde, noch einmal ganz neu gehört. Bei den ersten Aufnahmen war er erst 29 Jahre alt. Und ich erinnere mich gelesen zu haben, dass Kritiker ihn für zu jung hielten, dass man ihm eine solche Aufgabe so früh anvertraute: Nicht „nur“ die Konzerte zu spielen (und gleich alle), sondern sie auch noch zu dirigieren.
Nun, auch Kritiker können sich irren. Für mich war und ist es die beste Hinführung zu Mozarts Klavierkonzerten, die man sich nur denken kann. Von Anfang an begeisterte mich Murray Perahias große Sensibilität, die Ernsthaftigkeit, mit der er auch die Jugendwerke Mozarts anging, und dabei genau dies berücksichtigte: Ihre Frische, ihre Unverbrauchtheit, das überschäumend Jugendliche und doch auch schon die dunklen Töne hörbar zu machen. Klar gespielt, akzentuiert und berückend natürlich. Und später dann das Flirrende, Raffinierte, das in Mozarts Musik auch liegt, das Sinnliche, das Verrückte, das so normal daherkommt, das Nebeneinander von Freude und Leid, von Spaß, Schabernack und tiefem Ernst, Spiel und hoher Kunstfertigkeit, Größe und Einfachheit. Und immer war mir, als würde eine kleine oder große Oper aufgeführt, eine Geschichte erzählt. Die Erkenntnis, dass auch Mozarts symphonische Werke und Konzerte (für Violine oder Klavier oder andere Solo-Instrumente) wie eine Art Opern aufzufassen sind, hat sich u.a. seit Nikolaus Harnoncourts Erkundungen mehr und mehr durchgesetzt und kommt schon in dieser Aufnahme zur Geltung.
Das Schöne an einer Gesamtaufnahme ist, dass man die Entwicklung eines Komponisten/einer Komponistin entdecken kann. Etwas, was schon in den Jugendwerken angelegt ist, das erst viel später ausgeführt wird. Mozart-Kenner werden sicher eine Reihe von Motiven, von Klangfolgen und Themen, die er in anderen Werken verarbeitet oder ausarbeitet, wiedererkennen. Nur ein Beispiel: Im 5. Klavierkonzert, also einem frühen Werk, taucht ein Motiv auf, dass Mozart in seiner „Zauberflöte“ später aufgreift. Es erinnert an die Königin der Nacht (die Worte: alle Bande der Natur). Und da gibt es viele Beispiele mehr.
Fazit:
Nach all den Jahren ist es immer noch eine Aufnahme, die begeistert und berührt. Und die von ihrer Frische, Jugendlichkeit und Tiefe nichts, aber auch gar nichts verloren hat. Ich kenne auch andere Aufnahmen und mag sie. Aber von Anfang an hat mich Murray Perahias Spiel berührt wie kaum ein anderes. Es ist tief, nachdenklich, leidenschaftlich, zärtlich, innig. Und das Zusammenspiel von Klavier und Orchester ist einfach berückend. Eine große Vertrautheit zwischen ihnen ist zu spüren.Wie sie miteinander umgehen, reden, fühlen. Das Orchester antwortet auf das Klavier phänomenal einfühlsam, das Klavier ist nicht nur Solist, sondern auch Teil des Ganzen. In Mozarts Universum ist das Ich Teil des Ganzen. Deshalb geht es auch nicht unter, nicht verloren. Wie in dieser Aufnahme zu hören.
Wer mehr über die Klavierkonzerte erfahren möchte, über KV 595, das als letztes von Mozart eingetragen wurde in sein Werke-Heft, hier geht es weiter.
Sony Classical - 1976-1984 / 1991 - Audio-CD
1056
Perahia, Murray
Murray Perahia plays Handel and Scarlatti
Murray Perahia ist einer der renommiertesten Pianisten unserer Zeit. 1947 in den USA geboren, lebt er seit langem in Großbritannien. Wegen einer Verletzung seines Daumens musste er in der Vergangenheit immer wieder pausieren. 1997 erschien nach einer einjährigen Pause wegen dieses Handicaps die CD mit Sonaten von Georg Friedrich Händel und Domenico Scarlatti.
Die CD wurde im Radio auf WDR 3 vorgestellt und ich war an diesem Abend unterwegs. Das war ganz eigentümlich. Das Stück, das ich hörte, stammt aus einer Händel-Sonate (der Nr. 2 in F-Dur, Track 12, Adagio). Murray Perahia spielte es so sanft, so nachdenklich, mir war, als spräche da jemand und ich verstünde, was er sagt. Natürlich nicht wörtlich, aber so, dass mir schien, es ginge um den Sinn des Lebens. Das war eine ganz neue Erfahrung: Ein Pianist spricht mit der Musik zu mir, zu den Hörern und Hörerinnen, natürlich, aber eben auch zu mir. Das ließ mir keine Ruhe und so kaufte ich mir die CD. Dafür musste ich aber erst einmal einen CD-Player kaufen. Der war 1997 noch nicht selbstverständlich – merkwürdig, heute verdrängt der Computer mehr und mehr die CD.
Wie auch immer: Zuhause stellte ich fest, dass das so einfach mit der CD nicht lief. Ich war damals noch nicht gewohnt, Klaviersonaten zu hören, hatte mehr Erfahrung mit Klavier und Orchester. Ich brauchte eine Weile. Dann aber war ich mehr und mehr begeistert. Meine Güte, das war technisch perfekt und gleichzeitig so ausdrucksstark, aber ohne jede Attitüde, ohne Pomp and Circumstances. Einfach, natürlich, aber welch ein Können!
Das Air auf der Suite Nr. 5 (Track 4) beginnt langsam, fröhlich und unbekümmert. Mit jeder Variation steigert sich das Tempo, lässt aber auch Raum für rhythmische Abweichungen. Zum Schluss ist das Tempo atemberaubend. Und doch ist jeder Ton klar und deutlich zu hören. Unglaublich. So geht es weiter, jedes Stück transparent, temperamentvoll, nachdenklich, klar akzentuiert und immer natürlich.
Die Sonaten von Domenico Scarlati interpretiert er sehr rhythmisch, tänzerisch und mit viel Nach- und Ausdruck.
Diese CD gehört bis heute zu meinen Highlights. Murray Perahia erhielt für die Einspielung einen Grammy Award und sie wurde bei den Cannes Classical Award zur CD des Jahres 1997 gekürt. Völlig verdient.
Sony Classical - 1997 - Audio-CD
1058
Perl, Hille
Telemann Concertos for Viola Da Gamba
Leitung: Petra Müllejans
Freiburger Barockorchester
Ausführende: Hille Perl, Viola da Gamba
Hille Perl macht bei ihren Live-Konzerten den Eindruck, eine Person zu sein, die genau weiß, was sie tut und warum sie es tut. Die einfach das tut, was zu ihr passt. Sie wirkt nicht nervös, scheint in sich zu ruhen. Spielt präzise, klar, selbstbewusst, eins mit sich und der Musik. Es macht einfach Freude, ihr beim Musizieren zuzuschauen, einen Menschen zu erleben, der bei sich ist und bei seinem Tun. Ihr Spiel ist faszinierend, temperamentvoll, sanft, besinnlich, nachdenklich, überbordend schwungvoll, tänzerisch oder zurückgenommen – ganz so, wie die Musik es erfordert. Genauso wie sie als Solistin hervortreten kann, so ist sie bereit und in der Lage, zurückzutreten für die Kommunikation mit anderen in einer Gruppe oder in einem Orchester. Und das macht ihr Spiel so authentisch, frisch und hinreißend.
Auf der vorliegenden CD sind verschiedene Stücke von Telemann, Sonaten, Concerti, Orchestersuiten zu hören, teilweise für die Viola da Gamba bearbeitet. Ob nun langsame, besinnliche Stücke oder eher schnellere, schwungvollere, tänzerische – jedes Stück ist hörenswert. Ich gebe zu, mir liegen teilweise hier eher die etwas schnelleren Stücke. Sie sind temperamentvoll, rhythmisch, teilweise rasant dargebracht. Meine Lieblingsstücke sind die Suite in D aber Track 12 bis Track 18. Kommt Track 12 noch eher ruhig, ein bisschen majestätisch daher, so kann ich in den folgenden Sätzen gar nicht ruhig sitzen bleiben. Da geht, um es einmal salopp auszudrücken, die Post ab. Aber hallo. Das ist Fliegen mit und in der Musik. Wer solche Musik hat, braucht keine Drogen. Und die Nebenwirkungen sind auch sehr schön, nämlich Freude am Leben und kein Kater oder böses Erwachen. Hier ist man wach, und wie. Und auch noch gerne.
Solistin wie Orchester mit Dirigentin kennen sich aus langjähriger Zusammenarbeit. Das hört und spürt man. Die ganze CD ist eine reine Freude und stellt Telemann ist das beste Licht.
Deutsch Harmonia Mundi (Sony BMG) - 2006 - Audio-CD
1120
Price, Florence
Florence Price - Symphonies Nos. 1 & 3 und andere Werke
Yannick Nézet Seguin
The Philadelphia Orchestra
Lara Downes, Klavier - Pianodiscoveries, MP3-Album
Florence Price - eine amerikanische Komponistin
Florence Price war eine amerikanische Komponistin (geboren 9. April 1887 in Little Rock, Arkansas – gestorben 3. Juni 1953, Chicago, Illinois) und zu ihren Lebzeiten durchaus bekannt und anerkannt. Sie hinterließ viele Werke: Sinfonien, Orchester- und Klavierwerke, Sonaten und Liedkompositionen. Nach ihrem Tod geriet sie in Vergessenheit, ja, ihre Manuskripte gammelten in ihrem ehemaligen Sommerhaus vor sich hin, bis eine neue Hausbesitzerin sie 2009 wiederentdeckte. Erst in jüngster Zeit finden Price‘ Werke wieder Beachtung und werden zunehmend aufgeführt. Ihre bislang veröffentlichten Werke sind zumeist als Download zu bekommen.

Florence Price war schwarz und in gewissem Sinn zweifach benachteiligt: als Frau und aufgrund ihrer Hautfarbe. So schrieb sie 1943 an den Dirigenten des Boston Symphony Orchestra: „Mein lieber Dr. Kussewitzky, gleich vorweg, ich habe zwei Handicaps: mein Geschlecht und meine Rasse – ich bin eine Frau und in meinen Adern fließt schwarzes Blut.“ (aus dem Booklet) Über die Benachteiligungen, denen (schwarze) Frauen auch im musikalischen Bereich ausgesetzt waren, lassen sich Bücher schreiben.

Florence Price arbeitete als Musikerin, Pädagogin, Organistin, Pianistin, studierte am American Conservatory und dem Chicago Music College. Nach ihrer Scheidung kümmerte sie sich um die Ausbildung ihrer Töchter. Und sie komponierte. Ihre erste Symphonie wurde durch Frederick Stock, einem berühmten deutschen Dirigenten, am 15. Juni 1933 mit dem Chicago Symphonie Orchestra aufgeführt. Es folgten andere Werke, die auch aufgeführt wurden, aber weniger Beachtung fanden – wegen der weiter oben erwähnten „Handiaps“.
Endlich wiederentdeckt - aufregend schön
Eine sehr schöne, aufregende, toll gespielte Aufnahme, die durch die Vereinigten Staaten führt, vom Land in die Stadt, Romantik, Klassik, Jazz und modernes Leben. Teilweise sehr witzig und rhythmisch gestaltet mit viel Raum für solistische Einlagen der verschiedenen Instrumente. Die erste Symphonie erinnert ein wenig an Dvoraks „Aus der neuen Welt“ – doch mit sehr selbstbewussten Akzenten. In der dritten hat Florence Price ihren ganz eigenen Stil gefunden.
In der Ersten, so Yannick Nézet Seguin, „hören wir folkloristische Melodien über Akkorden, die entweder in Kirchtonarten stehen oder in Richtung Jazz weisen – so entsteht etwas durch und durch Amerikanisches. […] In der Dritten klingt jede Melodie, als sollte sie gesungen werden […}. Das musikalische Material ist absolut vokal, der Notentext beinahe chorisch. Besonders gefällt mir, dass die Orchestrierung das gesamte Ensemble auch solistisch fordert {…]. Als würde sie alle Instrumente gleich lieb haben.“ (aus dem Booklet)
Eine Besonderheit sind in beiden Symphonien die jeweils dritten Sätze. Anstelle des – europäisch geprägten – Scherzos gibt es hier einen „Juba“ genannten Satz. Das ist ein Tanzsatz, „der auf den Juba zurückgeht, eine komplexe Art des Klatschens und Schlagens, die in Westafrika ihren Ursprung hat. Von dort aus gelangte der Tanz in die Südstaaten der USA, wo er auf Plantagen von Sklaven praktiziert wurde, denen es untersagt war, Instrumente zu benutzen.“ (aus dem Booklet) Diese 3. Sätze machen einen unbändigen Spaß und laden zum Tanzen ein.
Das Warten hat sich gelohnt
Eine außerordentlich schöne Entdeckung und eine CD, auf die ich seit ihrer Ankündigung gewartet hatte. Als Stream kannte ich sie schon. Das nun vorliegende Album soll das erste einer Reihe von Aufnahmen sein, die Yannick Nézet-Seguin mit dem Philadelphia Orchestra plant.
Und noch eine Empfehlung: Sketches in Sepia und andere Entdeckungen
Florence Price: Pianodiscoveries. Gespielt von Lara Downes (US-amerikanische Pianistin und Grenzgängerin in Sachen Musik und Kunst). Reine Klavierstücke, besinnlich, jazzig, melancholisch, zärtlich, sanft, schwungvoll, mit ihrer Fantasie Négre Nr. 2 und 4..
Diese Aufnahme ist nur als Downloadalbum zu bekommen.
Fazit
Es ist sehr schön, dass nunmehr immer mehr Aufnahmen in hochkarätiger Besetzung erscheinen. Alle Aufnahmen sind auch bei den gängigen Streamingdiensten abzurufen. Hier finden sich noch andere Aufnahmen (wie das Klavierkonzert, das Violinkonzert, Sonaten und Liedkompositionen), zumeist als MP3-Download.
Florence Price - eine Entdeckung, die sich lohnt. Ich freue mich auf neue Veröffentlichungen.
Deutsche Grammophon - 2022 - CD / DVD
1109
Said, Fatma
Fatma Said – El Nour
Vision String Quartet
Fatma Said, Sopran
Malcolm Martineau, Piano
Rafiel Aguirre, Gitarre
Burcu Karadag, Ney (Flöte)
Tim Althoff, Piano
Itamar Doari, Percussion
Henning Sieverts, Double Bass
Tamer Pinarbasi, Kanun
Fatma Said, Ägypterin auf den Bühnen und Konzertpodien der Welt
Fatma Said, Sopran, geb. 1991 in Ägypten, besuchte die Deutsche Schule der Borromäerinnen in Kairo. Sie erhielt ihren ersten Gesangsunterricht mit vierzehn Jahren, ab 2009 studierte sie Gesang an der Hanns-Eisler-Hochschule für Musik in Berlin. Dort legte sie 2013 ihren Bachelor of Music ab. Es folgen Auftritte in Deutschland, dann bekam sie ein Stipendium am Teatro alla Scala in Mailand. Mittlerweile tritt sie bei verschiedenen Opernproduktionen auf internationalen Opernbühnen auf, wie dem Royal Opera House in London, dem Gewandhaus in Leipzig. Sie gibt Konzerte und Liederabende. Zudem ist sie für ihr soziales Engagement sowie ihr Eintreten für Menschenrechte bekannt. Sie setzt sich außerdem für die musikalische Bildung von Kindern und Jugendlichen ein. Für ihr sängerisches Können und ihr soziales Engagement erhielt sie schon viele Preise.
El Nour – Das Licht
Das Cover zeigt das Bild einer modernen orientalischen Prinzessin, geschmückt mit einem fabelhaften Geschmeide um den Hals. Der Titel der CD passt nicht nur zu den auf ihr versammelten Stücken, sondern auch zu diesem Bild.
Ich hörte und sah Fatma Said zum ersten Mal im Herbst 2020 bei einem Konzert auf ARTE-France, das wegen der Pandemie Covid 19 ohne Publikum stattfand. Sie sang Leo Delibes‘ „Les Filles des Cadix“ begleitet vom Orchester und spielte dabei die Kastagnetten selbst. Sie wirkte unglaublich natürlich und sang mit absolut unverstelltem Charme, virtuos, witzig, schelmisch, verführerisch, bezaubernd, so wie das Lied verheißt. In ihrem goldglitzernden Kleid und dem dunklen Haar sah sie hinreißend aus. Und so war auch ihre Darbietung des berühmten Liedes. (Tipp: unbedingt auf Youtube anschauen, einfach eingeben: Fatma Said und Titel)
Ein anspruchsvolles Programm, abseits des Mainstreams
El Nour ist Fatma Saids erste Solo-CD. Auf ihr singt sie französische, spanische und arabische Lieder von Komponisten wie Maurice Ravel, Manuel de Falla, Hector Berlioz, Jose Serrano, Fernando Obradors, Philippe Gaubert, Federico Garcia Lorca, Gamal Abdel Rahim, Georges Bizet, Najib Hankash, Sayed Darwish, Elias Rahbani, Dawood Hosni. Dazu Texte u.a. von Khalil Gibran oder Victor Hugo. Einige Namen sind bei uns sicherlich nicht bekannt, besonders die der Komponisten aus dem arabischen Raum.
Scheherazade und die Märchen aus Tausendundeiner Nacht
Fatma Said hat sich für ihre Solo-CD ein eher unbekanntes Repertoire ausgesucht und mit wenigen Musikern umgesetzt, manchmal nur mit einer Klavierbegleitung, der Flöte (der Ney) oder der Gitarre bzw. mit einem Streichquartett. So entsteht ein eher intimer Rahmen, in dem sie die Lieder präsentiert. Sie setzt bei der Auswahl der Stücke also keineswegs auf erfolgsträchtige Stücke. Das macht andererseits die CD so besonders und ihren Reiz aus. Sie geht eben keine ausgetretenen Pfade.
Die ersten drei Titel zeigen an, wohin die Reise geht: Mit "Shéhérazade" von Maurice Ravel geht es auf die Reise nach Spanien, Al Andalus und weiter in den Orient mit Zwischenstationen in Frankreich.
Stimmlich ist Fatma Said den Herausforderungen der Stücke jederzeit gewachsen. Ihre Interpretation ist lebendig und wandlungsfähig, sie ist die Scheherazade, die ihre Hörer und Hörerinnen mit auf die Reise in ein musikalisches Märchenland nimmt. Gerade die Lieder aus dem arabischen Raum sprechen mich an. Ihre Stimme ist da sehr warm, zärtlich, ja, ein bisschen hypnotisch, einschmeichelnd und sanft. Sie sind meine Favoriten, sie waren der Grund, warum ich die CD kaufte: Aatini Al Naya Wa Ghanni, El Helwa Di, Sahar El Layali, Yamama Beida. Auch die anderen Titel mag ich, manche sogar sehr. Aber diese eben genannten kann ich immer wieder hören.
Außergewöhnliche musikalische Begleitung
Interessant ist auch die Begleitung, die u.a. Elemente des Jazz integriert. Das ist alles andere als Mainstream, auch klassischer Mainstream. Wunderschön zudem die Kombination verschiedener Instrumente, europäischer und orientalischer Herkunft, vor allem der Ney, einer Flöte, die im orientalischen Raum sehr oft zu hören ist. Absolut faszinierend, geheimnisvoll und tief berührend, z.B. im zweiten Stück „La Flûte enchantée“ (Die Zauberflöte) von Maurice Ravel. Fatma Said sagt dazu in einem Interview für das Booklet: „Auf dieser morgenländischen Flöte klingen Ravels orientalische und arabische Skalen besonders authentisch. Die Flöte verkörpert hier eigentlich eine zweite Person: einen heimlichen Liebhaber… Das Timbre und die minutiösen expressiven Nuancen der Ney sind denen der menschlichen Stimme so ähnlich, dass das Zusammenspiel von Flöte und Singstimme tatsächlich wie eine intime Unterhaltung zwischen zwei Menschen wirkt. Burcu Karadag hat auf ihrer Flöte genau die Farbe erzeugt, die ich mir vorgestellt hatte, und am Ende klang alles noch atmosphärischer als erhofft.“
Diese Wirkung der Ney kommt natürlich bei den arabischen Liedern wunderbar zur Entfaltung. Überhaupt zeigt das Booklet, wie überlegt die Sängerin an das Projekt herangegangen ist, wie wichtig ihr die Instrumentation und Zusammenarbeit mit den Musikern war ebenso wie die Musikstücke aus einer fernen Zeit in die unsere hereinzuholen, ohne ihren eigentümlichen Charakter zu vernachlässigen.
Die musikalische Entführung gelingt und kann gerne weitergehen
Ein schöne, persönliche CD mit einer faszinierenden Sängerin, von der hoffentlich noch viel zu hören sein wird.
Warner Classics - 2020 - CD / DVD
1124
Samuelsen, Mari
Lys - Licht
Mari Samuelsen
Zwischen Klassik und Moderne - Geigerin ohne Grenzen
Mari Samuelsen wurde 1984 in Hamar/Norwegen geboren, ein Ort südlich der Olympiastadt Lillehammer an einem der größten Seen Norwegens gelegen.Geigenunterricht erhielt sie schon seit ihrem 3. Lebensjahr.
Sie gibt mittlerweile weltweit Konzerte und spielt mit berühmten Orchestern.
Lys - Licht - Leben
Lys - Licht - bedeutet auch Leben. Die CD ist eine Mischung aus sanften, zarten, introvertierten und fröhlichen, schwungvollen Kompositionen, unterlegt mit Synthesizerklängen oder Klavierbegleitung. Alle 14 Kompositionen sind von Frauen, darunter Werke von Hildegard von Bingen, Beyoncé, Hania Rani, Meredi u.a. Eine CD mit Werken von Komponistinnen zu gestalten war ein Wunsch der Künstlerin.
Die CD erweckt den Eindruck und soll dies auch, als gehörten alle Stücke zusammen - und das, obwohl sie von ganz unterschiedlichen Komponistinnen stammen. Von Anfang an mit dem Stück "White flowers take their bath" wird der Hörer/die Hörerin in eine Zauberwelt, in einen Zauberwald hineingezogen. Hier spielen Licht und Schatten mit den Blumen, in den Bäumen, in den Zweigen, Licht tanzt auf den Wellen eines Sees, Waldwesen tanzen Reigen, schweben zueinander, berühren sich und fliegen weiter, kommen zurück und beginnen den Reigen aufs Neue.
Selbst Musik aus dem Mittelalter passt in diesen Klangkosmos, Hildegard von Bingen ist so alt und so modern wie alle anderen Komponistinnen. Einige der Kompositionen wurden extra für Mari Samuelsen geschrieben, andere neu arrangiert für Geige, Klavier und Synthezizer. Diese Mischung tut der Seele einfach gut.
Faszinierender Klangkosmos
Virtuoses und emotionales Spiel, technisch perfekt und inhaltlich einfach nur schön. 13 + eine Komposition, 13 Komponistinnen - die 13. Fee wurde nicht übergangen. Welch ein Glück! Eine faszinierende CD.
Deutsche Grammophon - 2022 - CD / DVD
1011
Savall, Jordi
Armenian Spirits
Jordi Savall, Georgi Minassyan, Haïg Sarikouyomdjian, Gagiuk Mouradian, Armen Badalyan, Hesperion XXI
Tief und berührend
Ich kenne Jordi Savall und seine Ensembles seit Jahren, ich liebe seine CDs, ob nun instrumental oder mit seiner leider verstorbenen Frau Montserrat Figueras und seinen Vokalensembles. Jede Einspielung ist sorgfältig, liebevoll und kenntnisreich.
Diese CD hat für mich eine besondere Bedeutung, weil Jordi Savall beschreibt, wie ihn die Arbeit an diesem Werk in seiner Trauer um seine Frau begleitet und getröstet hat. Wenn Musik einen Menschen in seiner Trauer trösten kann, dann ist sie mehr als schön, dann ist sie lebensnotwendig. Die Musik Armeniens, mit dem Duduk aufs Innigste verwoben, ist oft sehr traurig, spricht von der existenziellen Einsamkeit des Menschen und wohl auch von der schwierigen und leidvollen Geschichte dieses Volkes. Gleichzeitig fühlt man sich in der Musik aufgehoben. Wer die Einspielungen von Giwan Gasparian kennt, versteht sicherlich, was ich meine. Der Duduk ähnelt der menschlichen Stimme, die Flöte aus Aprikosenholz klingt warm, drückt Trauer und Leid, aber auch Freude und Tänzerisches intensiv aus - alle menschlichen Gefühle.
Die Musiker auf der CD spielen aufeinander bezogen, bilden ein Ganzes, und doch kommt jeder zu seiner individuellen Stimme. Jordi Savall arbeitet seit Jahren auch mit Musikern aus dem orientalischen Raum zusammen. Seine Frau liebte den Duduk. Ich kann das verstehen. Die Musik zieht einen in sich hinein. Man ist konzentriert, ohne dass man es so recht bemerkt.
Es ist keine Musik nur zum Obenhin-Hören. Darauf muss man sich einlassen. Wer das tut, wird sicher bereichert werden. Und das Booklet ist wieder wunderschön geworden mit vielen Kommentaren und Einführungen in die armenische Geschichte und Musik sowie einer Reihe von Photographien der Künstler und Abbildungen und Illustrationen von alten armenischen Darstellungen aus dem religiösen und weltlichen Bereich.
Alia Vox - 2012 - Audio-CD
1012
Savall, Jordi
Le Royaume Oublié, La Croisade Contre Les Albegeois, La Tragédie Cathare
Ensemble: Hespèrion XXI
Chor: La Capella Reial de Catalunya
Montserrat Figueras, Jordi Savall u.a.
Zeitreise in eine versunkene Welt
Das CD-Buch ist mehr als liebevoll und sorgfältig gemacht. Allein es in der Hand zu halten ist ein wunderbares Gefühl, da stockt ein bisschen der Atem. Es enthält viele Bilder, sorgfältige wissenschaftliche Beiträge, alle Texte der Stücke auch auf Deutsch.
Der Hörer erfährt viel über die Katharer (wie sie in Frankreich genannt wurden, es gab sie aber auch in anderen Ländern Europas), ihre Ursprünge (dabei sind neuere Forschungsansätze berücksichtigt), ihre Blütezeit und ihr Ende. Was sie glaubten, wie sie lebten, wie ihre Umwelt auf sie reagierte, wie die politischen Verhältnisse aussahen, wie die Beziehungen zur Troubadour-Welt waren. Texte z.B. von Katharern und ihren Feinden werden vorgetragen, eingebettet in die Musik der Zeit, in Troubadour-Lieder, religiöse Lieder und musikalische und andere Einflüsse aus dem muslimisch-jüdischen Umfeld.
Eine ganz eigene, fast meditative Stimmung entsteht, faszinierend und berührend. Wer sich für alte Musik und für die Zeit der Katharer interessiert, kommt auf seine Kosten. Jordi Savall, Montserrat Figueras und die anderen Mitstreiter sind wie immer großartig. Seit einigen Jahren stellt Jordi Savall solche "Hörbücher" zusammen. Immer mit geschichtlichen Hintergründen versehen, die das Verständnis der Musik erleichtern sollen. Ich finde das eine wunderbare Idee. Man merkt, das ist ein Herzensanliegen des Künstlers.
Alia Vox - 2009 - Audio-CD
1015
Wunderlich, Fritz
Andenken – Lied
Komponist: Ludwig van Beethoven
Einfach, klar und tief
Fritz Wunderlich singt ohne Allüren, ohne Getue, ohne Schnörkel. Einfach und tief ergreifend, ohne Sentimentalität, wahrhaftig. Er singt - und während man hört, vergisst man die Welt. In diesem Augenblick zählt nur die Stimme und was sie zu erzählen weiß. Er berührt ganz tief, und eigentlich weiß man im Augenblick gar nicht, wieso. Es hört sich nicht nach Kunst an, sondern nach Leben. Aber das ist wohl die höchste Kunst.
1016
Wunderlich, Fritz
Das Lied vom Leben des Schrenk
Komponist: Eduard Künneke
Eine himmelstürmende Aufnahme
Ich bin sozusagen mit der Stimme Fritz Wunderlichs groß geworden und habe sie immer geliebt. Er ist in seinen Aufnahmen bis heute unglaublich gut und präsent.
Diese Version gefällt mir sehr: Der Sänger wird dem Text gerecht und der Schwindel erregenden musikalischen Akrobatik, die das Stück bietet. Fritz Wunderlich singt textlich genau, d.h. in seinem Vortrag wird einerseits das Drängende, Himmelstürmende des Textes deutlich und andererseits kommen die lyrischen, sehnsuchtsvollen und auch melancholischen Aspekte voll zur Geltung. Seine Stimme ist samtweich und doch auch stark, kraftvoll mit unbändigem Temperament - einfach mitreißend.
Ich mag auch die Version mit Jonas Kaufmann (auf seiner CD "Du bist die Welt für mich"). Auch in diesem Vortrag ist das Himmelstürmende und gleichzeitig Sehnsuchtsvolle des Textes und der Musik zu hören und zu spüren. Ich würde beide Versionen auch nicht vergleichen. Ich liebe beide und möchte keine missen. Jedem seinen Charakter. Dann braucht es keine Vergleiche.
1053
André Heller - Kritische Gesamtausgabe 1967-1991
CD oder MP3
André Heller, österreichischer Chansonnier, Künstler, Buchautor und Schauspieler, geboren 1947 in Wien
Songs von André Heller lernte ich kennen, da galt er noch enfant terrible, inszenierte sich gerne als Bürgerschreck und agierte gegen alles, was ihm spießig und kleinkariert erschien.
Ich mochte durchaus nicht alles von ihm, fand einiges auch zu egozentrisch, zu viel Personality Show in eigener Sache. Aber eine Reihe von Liedern gefielen mir doch. Da war beispielsweise „Komm, Heller, komm“. Das wurde mein Protestsong, wenn mich die Welt im Allgemeinen und meine Mitmenschen im Besonderen nervten. Auch „Die wahren Abenteuer sind im Kopf“ gehörte zu meinen Favoriten. Später lernte ich „Du, du, du“ kennen, das zu den leiseren Songs gehörte, ebenso wie „Bitter und Süß“ oder „Angstlied“, „Mein Liebstes tu die Schatten fort“ (auf der Schallplatte „Verwunschen“, 1980). Das war ein anderer Heller, nachdenklich, sensibel, leiser.
Ich habe seinen Roman „Das Buch vom Süden“ gelesen, als er 2016 erschien. Ich fand es interessant zu erfahren, wo und wie er groß geworden ist, was ihn geprägt hat. Dadurch versteht man manches ein bisschen besser. Ich sah auch die Dokumentation „Im toten Winkel“ über Hitlers Sekretärin Traudel Junge (Panorama Publikumspreis auf der Berlinale 2002). Die hat mich sehr beeindruckt, vor allem die alte Frau, die sich und anderen Rechenschaft ablegt. Das fand ich schon mutig. Und Heller ging durchaus sensibel mit ihr um, ohne die kritische Distanz, die für einen solchen Film erforderlich ist, zu verlieren.
Bis heute mag ich seine Lieder und höre sie gerne. Ich finde es mutig, zu sich selbst zu stehen und sich nicht anzupassen, den Träumen Raum zu geben und auf seine Kreativität zu vertrauen, auch etwas zu riskieren und das Scheitern in Kauf zu nehmen. Das gehört ja zum Leben. Erfolgsstorys sind schön, aber zumeist wird Irrtum, Scheitern und harter Neubeginn dabei unterschlagen. Und natürlich bin ich voll einverstanden mit seinem Satz: „Die wahren Abenteuer sind im Kopf, in meinem Kopf, in deinem Kopf. Und sind sie nicht in deinem Kopf, dann sind sie nirgendwo.“ Diesen Satz bzw. den Text des Liedes kann ich seit Jahren auswendig, ebenso wie den größten Teil von „Komm, Heller, komm“. Das passt.
PolyGram - 1991 - Audio-CD
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