@ COPYRIGHT G. Strahl, Neuss

Buch-Welt-Musik G. Strahl

Gloucester / Chester

Gloucester, im Südwesten Englands nahe Wales gelegen, umgeben von den Cotswolds, war in römischer Zeit Garnisonssitz. Später bescherte die ideale Flusslage am Severn eine Blütezeit. Die Kathedrale St. Peters und der Heiligen und unteilbaren Dreifaltigkeit von Gloucester , offiziell The Cathedral Church of The Holy and Indivisible Trinity “, beeindruckte mich vor allem mit ihren wunderschönen Deckengwölben, Kreuzgängen und dem idyllischen Innenhof. Geschichtlich ist die Kathedrale u.a. sehr interessant mit ihren Grabmälern verschiedener früher englischer Könige. Chester ist eine mehr als 2000 Jahre alte feine, kleine Stadt, die Theodor Fontane in seinem Buch Wanderungen durch England und Schottland aufsuchte (Band 2, Brief aus Chester, S. 381). Er verglich sie mit Nürnberg. Und das ist nicht falsch. Viel Fachwerk, schöne Häuserzeilen, gemütlich, heimelig. Chester liegt im Nordwesten Englands an der Grenze zu Wales, nördlich vom Fluss Dee. Und hat viel mehr zu bieten als den berühmten Chester-Käse. Die Stadt gehört zu den am besten erhaltenen ummauerten Städten des Landes. Unsere heutigen Arkaden gab es schon zu Fontanes Zeiten in Chester. Sie sollten die Bürger der Stadt vor den schlechten Straßen mit ihren unschönen Beilagen schützen. Die Kathedrale von 1541 ist sehr sehenswert. Auch und besonders der schöne, ausgefallene moderne Brunnen im Innenhof des Kreuzganges. Dazu Theodor Fontane, Zitat ab S. 382: Ein Besuch in Chester erschien mir wie eine Pflicht der Pietät. Tagtäglich, seit Verlauf von Jahren, postiert der schwarzbefrackte Kellner das Riesenviertel eines Chesterkäses vor mich hin und leitet durch diesen stillen Schlussakt seiner Tätigkeit die eigentliche Blütezeit des Diners ein. …Es finden sich freilich allda noch andere Dinge…. Chester ist das englische Nürnberg. Hier folgt nun einiges Geschichtliches. Auf S. 385 erzählt Fontane weiter: Chester hat eine sehr malerische Lage am Nordufer des Dee, der hier durch Sandsteinfelsen bricht und der Südseite der Stadt eine doppelte Festigkeit gibt. Die offenen Seiten sind durch eine hohe Mauer eingefasst… Diese prächtige Sandsteinmauer wie sie da ist, ist sie ein Unikum und vielleicht die größte Zierde der Stadt und ist zu einem Spaziergange hergerichtet. Einen schöneren sind meine Füße kaum zuvor gewandelt. Auf der Höhe der etwa zwölf Fuß breiten Mauer hat man, nach außen und innen, ein halbmannshohes Steingelände errichtet und dadurch dem Ganzen den Charakter einer schmalen Brücke gegeben, über deren Einfassung hinweg man nach beiden Seiten hin einer freien Aussicht genießt. Zur rechten die Stadt, zur Linken die Landschaft. Man kann kein bunteres, wechselvolleres Panorama sehen, als sich einem auf diesem Spaziergange bietet. Und nimmt Fontane seine LeserInnen an die Hand und beschreibt die wichtigen Sehenswürdigkeiten der Stadt. Schließlich kommt er zu den Rows (S. 388): Wenige Schritte weiter in die Stadt hinein beginnt, zu beiden Seiten, die eigentliche Sehenswürdigkeit derselben, die sogenannten Rows (Gänge). Diese sind es, die der Stadt Chester ihr eigentümliches Gepräge leihen; es findet sich dergleichen an keinem andern Ort der Welt.“ Was sind Rows? Es sind die uralten Vorläufer der Arkaden, der Kolonaden, der „Stechbahnen“ und erinnern außerordentlich lebhaft an die alten, baufälligen Partien unseres Mühlendamms. Die chesterschen Straßen bestehen mit Hilfe derselben aus zwei Etagen; auf ebener Erde fahren die Wagen, während der Bürgersteig rechts und links, unter bedeckten Gängen hinläuft und vornehm, von seiner Anhöhe, auf die unten fahrenden Fuhrwerke hinabblickt. Der Bürgersteig und mit ihm das Bürgertum hat es nie und nirgends zu einem vollständigeren Triumphe gebracht. Chester ist die einzige Stadt, wo der Fußgänger nicht umhin kann, den Reiter beständig über die Achseln anzusehen. Wer sich als Bürger und Fußgänger fühlen will, der ziehe nach Chester.

Liverpool

Liverpool liegt an der Mündung des Flusses Mersey an der Irischen See im Nordwesten Englands. Es ist die Stadt der Beatles und der Albert-Docks, alt und modern, jung und sehr lebendig. Die Stadt erlebt gerade eine Blüte, nicht nur wegen der Fußballclubs wie des FC Liverpool, es wird viel investiert. Liverpool macht Spaß. Und gerade der spannende Kontrast von Alt und Neu gefiel mir besonders. Liverpool weiß, was es den Beatles verdankt und würdigt sie mit Erhalt der Orte, die durch sie bekannt wurden. Es gibt z.B. eine Beatles-Tour. Aber Liverpool ist auch bekannt wegen seiner lebendigen Musik- und Theaterszene. Wieder Theodor Fontane, 2. Band, Dritter Brief: Ein Wolkenbruch. Ausflug nach Liverpool, ab S. 362: Am Sonntag fuhr ich nach Liverpool. Die Landschaft, die man passiert, ist reizend, wiewohl flacher, als englische Landschaft in der Regel zu sein pflegt… Das Besondere bietet sich erst am Liverpooler Hafen…. Weder Hamburg noch London hat diese imposante Wassermasse des Mersey, der hier bereits vom Meere gespeist und zu einer länglich gezogenen Bucht gemacht wird. Zu gleicher Zeit ist diese Wassermasse belebt und zeigt einem auf Schritt und Tritt, dass es der zweite Handelsplatz der Welt ist, an dem man sich befindet. Doch ist es weniger vielleicht dieser breite flaggen- und segelbedeckte Fluss, der so bedeutend wirkt, als vielmehr die endlose Reihe der Docks (Bassins mit Warenhäusern rundum, in die die Schiffe einlaufen, um ihre Ladung zu löschen oder neue Ladung einzunehmen), die sich am Flusse entlangziehen…. hier haben wir eine ununterbrochene Reihe, und während wir im steamer den Fluss hinabgleiten, begleitet uns am Ufer stets dasselbe Bild: ein Bollwerk mit Warenhäusern, dahinter ein Wald von Masten, die über die Häuser hinwegragen, und dahinter wieder die Stadt mit ihren Türmen, die nun das alles zu ihren Füßen sieht .“

York

York geht zurück bis in vorrömische Zeit. Die Stadt liegt in einem flachen Tal, dem Vale of York “, am Fluss Ouse, war Hauptstadt Nordbritanniens und zeitweise Kaiser - residenz. In der wechselvollen Geschichte spielten Kelten, Römer, Angelsachsen, Wikinger und Normannen eine große Rolle. Auch in mittelalterlicher Zeit war York wiederholt Kriegszügen und Belagerungen ausgesetzt. In der Neuzeit wurde es im 2. Weltkrieg Ziel deutscher Angriffe. Die Kathedrale ist außerordentlich schön, die Innenstadt sehenswert, beschaulich und nicht zu modern. Und der Weihnachtsmarkt soll überaus gelungen sein. Sogar Käthe Wohlfahrt hat sich hier niedergelassen.

London

London dazu muss ich nichts sagen. Hinfahren, schauen, staunen. London ist lebendig, bunt und vor allem laut. Schon Theodor Fontane hat das bemerkt. Bd. 1 seiner Wanderungen durch England und Schottland “, ab S. 478: Der Straßenlärm in London und seine Folgen. (London, etwa Juni 1856) Mit zu den größten Lästigkeiten, um nicht zu sagen Unerträglichkeiten des Londoner Lebens gehört der Straßenlärm. …Was das Leben in London zu ganzen Stunden des Tages so unerträglich macht, das ist nicht der unvermeidliche, sondern völlig umgekehrt der unnötige Lärm seiner Straßen, das Geschrei heiserer, verstimmter Hökerkehlen und vor allem das Drehorgel- Unwesen, das hier einen Umfang erreicht hat, von dem man sich in deutschen Städten kaum eine Vorstellung machen kann. Oft, im Laufe langer Monate, hab ich mich über die Geduld oder die Taubheit oder die Nervenstärke des Londoner Publikums gewundert und ebenso oft auf dem Punkt gestanden, in einem feurigen Eingesandt an die Times meiner Entrüstung Luft zu machen….und so mögen Sie sich die Befriedigung vorstellen, mit der ich endlich dem nachstehenden Artikel begegnet bin. Wir bezweifeln, dass es irgendeinen Platz in der Welt gibt, wo man unter dem Anschein und der Prätension der Freiheit eine derartige Tyrannei übt, wie sie das Londoner Publikum tagtäglich ertragen muss wir meinen das Geschrei, das, zumal in den Vormittagsstunden, von der ganzen Armee unserer Höker, Obst- und Gemüsehändler in den Straßen Londons erhoben wird. Wir haben nie in Erfahrung bringen können, welches mysteriöse Privilegium, welches alte Übereinkommen diesen Leuten schützend zur Seite steht und welche abergläubische Vorstellung uns abhält, diesem Unfug ein Ende zu machen. Wir tragen dies Geschrei und diese entsetzliche Straßenmusik nicht, weil wir müssen, sondern weil wir wollen; wir tragen es, wie ein faules und lässiges Volk Schmutz und Ungeziefer erträgt, bloß weil wir nicht die moralische Kraft haben, es ein für allemal loszuwerden….In der Tat, es lässt sich bei diesem Geschrei alles das tun, was sich unmittelbar den Sinnen aufdrängt und was weder eine andauernde Empfindung noch das Aufrechthalten eines bestimmten Gedankenganges erheischt. Soweit der Artikel, aus dem Fontane zitiert. Irgendwie kommt mir das alles sehr bekannt vor… Seine Anmerkungen zu London würden in ihrer Fülle jeden Rahmen meines Unterfangens sprengen. Da bleibt nur, selber lesen. Band 1: Ein Sommer in London, ab S. 153, dann Englische Korrespondenz und Reportagen oder gleich den ganzen ersten Band. (==> Teil 1)

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Buch-Welt-Musik G. Strahl

Gloucester / Chester

Gloucester, im Südwesten Englands nahe Wales gelegen, umgeben von den Cotswolds, war in römischer Zeit Garnisonssitz. Später bescherte die ideale Flusslage am Severn eine Blütezeit. Die Kathedrale St. Peters und der Heiligen und unteilbaren Dreifaltigkeit von Gloucester , offiziell The Cathedral Church of The Holy and Indivisible Trinity “, beeindruckte mich vor allem mit ihren wunderschönen Deckengwölben, Kreuzgängen und dem idyllischen Innenhof. Geschichtlich ist die Kathedrale u.a. sehr interessant mit ihren Grabmälern verschiedener früher englischer Könige. Chester ist eine mehr als 2000 Jahre alte feine, kleine Stadt, die Theodor Fontane in seinem Buch Wanderungen durch England und Schottland aufsuchte (Band 2, Brief aus Chester, S. 381). Er verglich sie mit Nürnberg. Und das ist nicht falsch. Viel Fachwerk, schöne Häuserzeilen, gemütlich, heimelig. Chester liegt im Nordwesten Englands an der Grenze zu Wales, nördlich vom Fluss Dee. Und hat viel mehr zu bieten als den berühmten Chester-Käse. Die Stadt gehört zu den am besten erhaltenen ummauerten Städten des Landes. Unsere heutigen Arkaden gab es schon zu Fontanes Zeiten in Chester. Sie sollten die Bürger der Stadt vor den schlechten Straßen mit ihren unschönen Beilagen schützen. Die Kathedrale von 1541 ist sehr sehenswert. Auch und besonders der schöne, ausgefallene moderne Brunnen im Innenhof des Kreuzganges. Dazu Theodor Fontane, Zitat ab S. 382: Ein Besuch in Chester erschien mir wie eine Pflicht der Pietät. Tagtäglich, seit Verlauf von Jahren, postiert der schwarzbefrackte Kellner das Riesenviertel eines Chesterkäses vor mich hin und leitet durch diesen stillen Schlussakt seiner Tätigkeit die eigentliche Blütezeit des Diners ein. …Es finden sich freilich allda noch andere Dinge…. Chester ist das englische Nürnberg. Hier folgt nun einiges Geschichtliches. Auf S. 385 erzählt Fontane weiter: Chester hat eine sehr malerische Lage am Nordufer des Dee, der hier durch Sandsteinfelsen bricht und der Südseite der Stadt eine doppelte Festigkeit gibt. Die offenen Seiten sind durch eine hohe Mauer eingefasst… Diese prächtige Sandsteinmauer wie sie da ist, ist sie ein Unikum und vielleicht die größte Zierde der Stadt und ist zu einem Spaziergange hergerichtet. Einen schöneren sind meine Füße kaum zuvor gewandelt. Auf der Höhe der etwa zwölf Fuß breiten Mauer hat man, nach außen und innen, ein halbmannshohes Steingelände errichtet und dadurch dem Ganzen den Charakter einer schmalen Brücke gegeben, über deren Einfassung hinweg man nach beiden Seiten hin einer freien Aussicht genießt. Zur rechten die Stadt, zur Linken die Landschaft. Man kann kein bunteres, wechselvolleres Panorama sehen, als sich einem auf diesem Spaziergange bietet. Und nimmt Fontane seine LeserInnen an die Hand und beschreibt die wichtigen Sehenswürdigkeiten der Stadt. Schließlich kommt er zu den Rows (S. 388): Wenige Schritte weiter in die Stadt hinein beginnt, zu beiden Seiten, die eigentliche Sehenswürdigkeit derselben, die sogenannten Rows (Gänge). Diese sind es, die der Stadt Chester ihr eigentümliches Gepräge leihen; es findet sich dergleichen an keinem andern Ort der Welt.“ Was sind Rows? Es sind die uralten Vorläufer der Arkaden, der Kolonaden, der „Stechbahnen“ und erinnern außerordentlich lebhaft an die alten, baufälligen Partien unseres Mühlendamms. Die chesterschen Straßen bestehen mit Hilfe derselben aus zwei Etagen; auf ebener Erde fahren die Wagen, während der Bürgersteig rechts und links, unter bedeckten Gängen hinläuft und vornehm, von seiner Anhöhe, auf die unten fahrenden Fuhrwerke hinabblickt. Der Bürgersteig und mit ihm das Bürgertum hat es nie und nirgends zu einem vollständigeren Triumphe gebracht. Chester ist die einzige Stadt, wo der Fußgänger nicht umhin kann, den Reiter beständig über die Achseln anzusehen. Wer sich als Bürger und Fußgänger fühlen will, der ziehe nach Chester.

Liverpool

Liverpool liegt an der Mündung des Flusses Mersey an der Irischen See im Nordwesten Englands. Es ist die Stadt der Beatles und der Albert-Docks, alt und modern, jung und sehr lebendig. Die Stadt erlebt gerade eine Blüte, nicht nur wegen der Fußballclubs wie des FC Liverpool, es wird viel investiert. Liverpool macht Spaß. Und gerade der spannende Kontrast von Alt und Neu gefiel mir besonders. Liverpool weiß, was es den Beatles verdankt und würdigt sie mit Erhalt der Orte, die durch sie bekannt wurden. Es gibt z.B. eine Beatles-Tour. Aber Liverpool ist auch bekannt wegen seiner lebendigen Musik- und Theaterszene. Wieder Theodor Fontane, 2. Band, Dritter Brief: Ein Wolkenbruch. Ausflug nach Liverpool, ab S. 362: Am Sonntag fuhr ich nach Liverpool. Die Landschaft, die man passiert, ist reizend, wiewohl flacher, als englische Landschaft in der Regel zu sein pflegt… Das Besondere bietet sich erst am Liverpooler Hafen…. Weder Hamburg noch London hat diese imposante Wassermasse des Mersey, der hier bereits vom Meere gespeist und zu einer länglich gezogenen Bucht gemacht wird. Zu gleicher Zeit ist diese Wassermasse belebt und zeigt einem auf Schritt und Tritt, dass es der zweite Handelsplatz der Welt ist, an dem man sich befindet. Doch ist es weniger vielleicht dieser breite flaggen- und segelbedeckte Fluss, der so bedeutend wirkt, als vielmehr die endlose Reihe der Docks (Bassins mit Warenhäusern rundum, in die die Schiffe einlaufen, um ihre Ladung zu löschen oder neue Ladung einzunehmen), die sich am Flusse entlangziehen…. hier haben wir eine ununterbrochene Reihe, und während wir im steamer den Fluss hinabgleiten, begleitet uns am Ufer stets dasselbe Bild: ein Bollwerk mit Warenhäusern, dahinter ein Wald von Masten, die über die Häuser hinwegragen, und dahinter wieder die Stadt mit ihren Türmen, die nun das alles zu ihren Füßen sieht .“

York

York geht zurück bis in vorrömische Zeit. Die Stadt liegt in einem flachen Tal, dem Vale of York “, am Fluss Ouse, war Hauptstadt Nordbritanniens und zeitweise Kaiser - residenz. In der wechselvollen Geschichte spielten Kelten, Römer, Angelsachsen, Wikinger und Normannen eine große Rolle. Auch in mittelalterlicher Zeit war York wiederholt Kriegszügen und Belagerungen ausgesetzt. In der Neuzeit wurde es im 2. Weltkrieg Ziel deutscher Angriffe. Die Kathedrale ist außerordentlich schön, die Innenstadt sehenswert, beschaulich und nicht zu modern. Und der Weihnachtsmarkt soll überaus gelungen sein. Sogar Käthe Wohlfahrt hat sich hier niedergelassen.

London

London dazu muss ich nichts sagen. Hinfahren, schauen, staunen. London ist lebendig, bunt und vor allem laut. Schon Theodor Fontane hat das bemerkt. Bd. 1 seiner Wanderungen durch England und Schottland “, ab S. 478: Der Straßenlärm in London und seine Folgen. (London, etwa Juni 1856) Mit zu den größten Lästigkeiten, um nicht zu sagen Unerträglichkeiten des Londoner Lebens gehört der Straßenlärm. …Was das Leben in London zu ganzen Stunden des Tages so unerträglich macht, das ist nicht der unvermeidliche, sondern völlig umgekehrt der unnötige Lärm seiner Straßen, das Geschrei heiserer, verstimmter Hökerkehlen und vor allem das Drehorgel- Unwesen, das hier einen Umfang erreicht hat, von dem man sich in deutschen Städten kaum eine Vorstellung machen kann. Oft, im Laufe langer Monate, hab ich mich über die Geduld oder die Taubheit oder die Nervenstärke des Londoner Publikums gewundert und ebenso oft auf dem Punkt gestanden, in einem feurigen Eingesandt an die Times meiner Entrüstung Luft zu machen….und so mögen Sie sich die Befriedigung vorstellen, mit der ich endlich dem nachstehenden Artikel begegnet bin. Wir bezweifeln, dass es irgendeinen Platz in der Welt gibt, wo man unter dem Anschein und der Prätension der Freiheit eine derartige Tyrannei übt, wie sie das Londoner Publikum tagtäglich ertragen muss wir meinen das Geschrei, das, zumal in den Vormittagsstunden, von der ganzen Armee unserer Höker, Obst- und Gemüsehändler in den Straßen Londons erhoben wird. Wir haben nie in Erfahrung bringen können, welches mysteriöse Privilegium, welches alte Übereinkommen diesen Leuten schützend zur Seite steht und welche abergläubische Vorstellung uns abhält, diesem Unfug ein Ende zu machen. Wir tragen dies Geschrei und diese entsetzliche Straßenmusik nicht, weil wir müssen, sondern weil wir wollen; wir tragen es, wie ein faules und lässiges Volk Schmutz und Ungeziefer erträgt, bloß weil wir nicht die moralische Kraft haben, es ein für allemal loszuwerden….In der Tat, es lässt sich bei diesem Geschrei alles das tun, was sich unmittelbar den Sinnen aufdrängt und was weder eine andauernde Empfindung noch das Aufrechthalten eines bestimmten Gedankenganges erheischt. Soweit der Artikel, aus dem Fontane zitiert. Irgendwie kommt mir das alles sehr bekannt vor… Seine Anmerkungen zu London würden in ihrer Fülle jeden Rahmen meines Unterfangens sprengen. Da bleibt nur, selber lesen. Band 1: Ein Sommer in London, ab S. 153, dann Englische Korrespondenz und Reportagen oder gleich den ganzen ersten Band. (==> Teil 1)